Gedanken zum Tag – 27. August 2023 – 21. Sonntag im Jahreskreis

27. Aug. 2023

Eine Bauers­frau ging zum Markt, um Milch zu verkaufen. Sie hatte sich ein Kissen auf den Kopf gebunden und darauf trug sie den mit Milch gefüllten Topf. Dieses Mal habe ich beson­ders viel Milch anzu­bieten, dachte sie und stellte sich vor, dass sie sich mit dem Geld, das sie damit erlösen würde, 100 Küken würde kaufen können. Es würde ihr ein Leichtes sein, die Küken groß zu ziehen. Dann würde sie auch diese verkaufen und sich mit dem Erlös ein Schwein kaufen. Das Schwein zu mästen, würde auch kein Problem für sie sein. Das Schwein würde sie dann teuer verkaufen und sich mit dem Erlös eine Kuh und ein Kälb­chen anschaffen. Dadurch würde sie zu einer wohl­ha­benden Frau werden.
Der Gedanke begeis­terte sie so sehr, dass sie zu hüpfen begann. Das aber führte dazu, dass der Milch­topf seinen Halt verlor, auf den Boden fiel und zerschellte. Verzwei­felt blickte sie zu Boden und auf die Scherben. Sie fürch­tete sich davor, wie ihr Mann auf ihr Miss­ge­schick reagieren würde.
Doch schließ­lich lachte sie darüber und dachte: Es muss möglich sein, von Erfolgen und Glück zu träumen, sich den blauen Himmel auszu­malen und Luft­schlösser zu bauen. „So wird der Narr zum Weisen, so gehört ihm die Welt.“

Diese Fabel von Jean de La Fontaine spricht mich persön­lich beson­ders an. Immer wieder ertappe auch ich mich dabei, Etappen meines Lebens im Vorhinein planen und defi­nieren zu wollen. Nicht selten aber verläuft mein Leben dann ganz anders als erwartet. Daran kann man zerbre­chen, verzwei­feln oder aber das Ganze – so wie die Bauers­frau – mit Humor und Gelas­sen­heit annehmen. Mir persön­lich hilft dabei vor allem mein Glaube. Er hilft mir zu erkennen, dass der ein oder andere Umweg, den ich mir eigent­lich gerne erspart hätte, am Ende nicht selten berei­chernd oder auch lehr­reich war.

Deshalb, liebe Lese­rinnen und Leser, verzwei­feln wir nicht, wenn die Dinge sich einmal nicht so entwi­ckeln wie wir das gewollt oder uns gewünscht hätten. Vertrauen wir darauf, dass Gottes lenkende Hand uns auf unserem Lebensweg begleitet und sich etwas dabei denkt, wenn und wohin sie uns führt.

Herz­liche Grüße
Dr. Stefan Reißner

 

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