Gedanken zum Tag — 28. Juni 2023 — Mitt­woch der 12. Woche im Jahreskreis

28. Juni 2023

Liebe Lese­rinnen und Leser,
am morgigen Donnerstag ist es wieder soweit und eine Wall­fahrts­gruppe aus Olpe bricht zum nunmehr 264. mal auf, um zur Mutter Gottes von Werl, der „Trös­terin der Betrübten“ zu pilgern.

Damals, 1760, hatten die ersten Wall­fahrer tatsäch­lich einen sehr guten Grund, um die Mutter Gottes aufzu­su­chen, denn ihr Land wurde schon vier Jahre lang von den teil­neh­menden Truppen des 7‑jährigen Krieges immer wieder heim­ge­sucht und man kann sich schon vorstellen, was da geschehen sein könnte. Von Westen drängten die fran­zö­si­schen Armeen in das Land, von Süden die Öster­rei­cher und aus dem Osten standen die russi­schen Heere an der Front, womit Preußen quasi einge­kes­selt war.

Das damit einher­ge­hende mensch­liche Leiden ist aller­dings unbe­schreib­lich. 550.000 Gefal­lene über Europa verteilt, 180.000 allein in Preußen. Ein verwüs­tetes Land, beschlag­nahmte oder vernich­tete Ernten, Verge­wal­ti­gung, Brand­schat­zung, sowie Plün­de­rung waren die Folge, wenn die Soldaten eintrafen.
Inso­fern lebten die dama­ligen Olper in großer Not, denn es reichte gerade einmal für das Nötigste. Am schlimmsten war aber die Angst davor, dass jeder­zeit ihnen und ihren Fami­lien etwas Schlimmes passieren konnte. Von daher war ihr Motiv, ihr Antrieb, die Mutter Gottes von Werl um Beistand und Hilfe anzu­flehen, glas­klar, denn sie wollten einfach nur der Not und Angst, dem Elend und dem Hunger entfliehen.

Heute pilgern Menschen aus ähnli­chen Motiven und da gehört auch das Gefühl der Angst dazu. Natür­lich haben die Menschen in Europa Angst davor, dass sich der Krieg in der Ukraine mit den damit verbun­denen Folgen für jeden persön­lich, aber auch für die Gesell­schaft ausweiten könnte. Und das kann ich auch gut verstehen. Allein die Erzäh­lungen meiner Groß­el­tern, die den 1. Welt­krieg miter­lebt haben und das, was meine Eltern im 2. Welt­krieg erleben mussten, macht klar, welche Gräuel da auf einen zukommen.

Das Gros der Pilge­rinnen und Pilger trägt aller­dings damals wie heute und völlig real ihr ganz persön­li­ches, indi­vi­du­elles Sorgen­paket in ihrem Ruck­sack. Bei dem einem kann das echt blei­schwer sein, der andere trägt die Last einfa­cher. Da geht es um den Tod eines geliebten Menschen, den Verlust eines Freundes oder einer Freundin, die Todge­burt eines Kindes, eine persön­liche, schwere Krank­heit, Zweifel daran, wie es mit einem weiter geht oder auch Zukunfts­ängste, weil nichts mehr so ist, wie es früher einmal war.

In solchen schlimmen Lebens­lagen muss man einfach um „Hilfe“ rufen und da liegt der Gedanke nahe, sich der Mutter Gottes anzu­ver­trauen, denn Maria ist eine Mutter, wie alle Mütter: 24 Stunden für dich da, 24 Stunden um dein Wohl­ergehen besorgt, 24 Stunden um deine Sicher­heit bedacht, 24 Stunden an deine Gebor­gen­heit denkend und darüber hinaus über­häuft sie dich 24 Stunden rund um die Uhr mit ihrer unfass­baren Mutterliebe.

Die Mutter ist für uns alle „die Anlauf­stelle“, wenn wir Sorgen oder Nöte haben. Mütter sind einfach da. Und Omas übri­gens auch.

Es gibt aber auch noch die Pilge­rinnen und Pilger, deren Motiv, nach Werl zu gehen, darin liegt, einfach nur „Danke“ zu sagen. Danke dafür, dass sie gesund sind und ein schönes und erfülltes Leben haben, Danke für das Glück, einen Lebens­partner gefunden zu haben, die oder der perfekt zu einem passt. Danke für die Kinder, die uns geschenkt wurden, viel­leicht auch Danke für eine bestan­dene Prüfung oder für eine schöne Zeit, die wir erleben durften.

Es gibt also auch heute noch sehr viele Gründe, sich auf den Weg zu machen zur Mutter Gottes von Werl. Und jetzt möchten Sie bestimmt wissen, ob das auch alles funk­tio­niert, ob darin auch eine Wahr­heit steckt?

Dann lassen Sie sich in den kommenden drei Tagen hier unter der Rubrik „Gedanken zum Tag“ einmal ein auf eine kleine Reise, in der „Vertrauen“ ganz groß geschrieben wird.

Ihr Georg Scheiwe
(Wall­fahrts­leiter)

 

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