Gedanken zum Tag — 06. April 2022 — Mitt­woch der 5. Woche der Fastenzeit

6. Apr. 2022

Wir alle leben im Augen­blick in einer für uns unge­wohnten, sehr unru­higen Zeit. Corona, Krieg in der Ukraine und Umwelt­ka­ta­stro­phen nehmen in den Medien einen großen Raum ein. Sorgen und Ängste machen sich breit.
Sonst bestimmen doch Hoff­nung und Aufbruch den Früh­ling. Bei meinen Spazier­gängen entdecke ich nun wie jedes Jahr immer mehr Gänse­blüm­chen – sie gehören zu meinen Lieb­lings­blumen – und sie erin­nerten mich an den Text, den ich für die „Medi­ta­tion am Markttag“ vor einigen Jahren geschrieben habe:

Mögen Sie Gänseblümchen?
Viel­leicht schmun­zeln sie jetzt. Ich lade sie ein, den Zauber, das Lebens­ge­heimnis von Gänse­blüm­chen ein wenig zu lüften und sich dafür gedank­lich zu bücken. Der Aufschrift einer Samen­tüte von ca. 5x8 cm war zu entnehmen: Inhalt 680 Samen­körner für Gänse­blüm­chen. 680 kleine Wunder der Schöpfung?
Kaum hat die Sonne nach dem Winter den Schnee vertrieben, öffnen Gänse­blüm­chen den weiß­ge­fie­derten Kranz mit rosa Rändern um das blass­gelbe Innere und wirken wie ein Punkt. 

Sie leben unauf­dring­lich, ja unscheinbar, aber revo­lu­tionär in ihrer Zart­heit und beispiel­haft in ihrer Stärke, nicht selten sprießen sie durch Ritzen im Asphalt. 

Eine kurze Zeit nach dem Rasen­schnitt stecken sie ihrer weißen Köpfe hervor, als hätten sie sich vor dem Mähen in der Erde oder unter ihre harten unver­wüst­li­chen Blätter versteckt. 
Blumen­ge­schäfte verkaufen keine Gänse­blüm­chen, sie passen nicht in eine aufwen­dige Cello­phan­hülle, eher in dreckige Kinderhände. 

Sie sind Blumen der vielen, die das – sich klein machen – nicht scheuen.

Ich eile durch die Einkaufs­straße der Stadt. An der Ampel muss ich stehen bleiben, unge­duldig jagen die Augen weiter, bleiben auf einem weiß-gelben Punkt im Rasen der nahen Anlagen hängen: Gänse­blüm­chen – Klei­nig­keit – und plötz­lich rieche ich den Früh­ling in der Luft. 
Gänse­blüm­chen im Alltag können sein: Zwischen den Rech­nungen im Brief­kasten ein Urlaubs­gruß; das „Hallo, wie geht’s?“ einer vertrauten Stimme in der Kassen­schlange im Super­markt; ein ehrli­ches Kompli­ment „Du hast heute prima gekocht!“ usw. usw.
Klei­nig­keiten – Gänse­blüm­chen! Viel­leicht ist heute schon ein Gänse­blüm­chentag für sie!
Ich mag Gänse­blüm­chen! – wäre die Antwort auf die obige Frage!

Viel­leicht gelingt es, mit diesen Gedanken den Satz einer lieben Freundin von mir „Freu dich an den kleinen Dingen!“ weiterzusagen.
Ich wünsche uns allen viel Freude an den „kleinen Dingen“. Finden wir in dieser turbu­lenten Zeit die „kleinen Freuden“!

Mari­anne Wulff
(Gemein­de­mit­glied)

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