Liebe Leserinnen und Leser,
175 Jahre alt ist das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ im letzten Jahr geworden. Bei seiner Gründung hieß es allerdings noch „Verein der heiligen Kindheit“. Und auch die Sternsingeraktion, so wie wir sie kennen, gibt es erst seit 1959. Aber schon vor 175 Jahren galt für den „Verein der heiligen Kindheit“: Kinder helfen Kindern.
Als Gründerin des Kindermissionswerks gilt heute Auguste von Sartorius (1830–1895) aus Aachen. Aufgewachsen in einer christlichen Familie, in der der Glaube praktizierend gelebt wurde, griff sie im Teenageralter eine Idee des damaligen Bischofs von Nancy (Frankreich) auf. Der hatte einen Verein mit dem Ziel gegründet, Not leidende Kinder in China zu unterstützen. Begeistert von diesem sozialen Engagement begann Auguste von Sartorius selbst, mit ihren gleichaltrigen Freundinnen und anderen Kindern Spenden für hilfsbedürftige Kinder zu sammeln. Ihr Einsatz mündete schließlich am 2. Februar 1846 in die Gründung des „Vereins der heiligen Kindheit“. Da war Auguste von Sartorius gerade einmal 16 Jahre alt. Zunächst wurde sie für ihr Engagement belächelt. Aber „ihr Verein“, der von einem befreundeten Priester der Familie und ihrem Vater geleitet wurde – Auguste war ja noch minderjährig — wuchs stetig. Er wurde von der Kirche anerkannt und ist die Keimzelle des heutigen Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“. Auguste von Sartorius wurde später Nonne, leitete mehrere Klöster und starb 1895 in Paris. Ihre Idee, Kinder helfen Kindern, bewirkt viel Gutes – bis heute.
Heute ist das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Über eine Milliarde Euro für soziale Projekte sind seit 1959 bei den Sternsingeraktionen zusammengekommen. Sternsingen gilt inzwischen als immaterielles Kulturerbe. Ich denke, dass Auguste von Sartorius sich riesig freuen würde, wenn sie miterleben könnte, was aus ihren kleinen, bescheidenen Anfängen geworden ist. Sie wäre stolz auf jedes Kind, jeden Jugendlichen und jeden Erwachsenen, der sich in den letzten Jahrzehnten an der Sternsingeraktion – auf welche Art und Weise auch immer – beteiligt hat.
2022 muss die Sternsingeraktion erneut unter Pandemiebedingungen stattfinden. Aber wie Auguste von Sartorius wollen auch wir uns nicht vor der Not in der Welt verschließen, sondern mit unseren Mitteln helfen. In unserem Pastoralen Raum Olpe-Drolshagen gibt es zahlreiche Ideen und Überlegungen, wie der Segen Gottes (20*C+M+B+22) coronakonform zu den Menschen kommen kann und zugleich Spendengelder für soziale Projekte gesammelt werden können. Auf unseren Homepages und in den Pfarrnachrichten finden sich dazu weitere Infos.
Pace e bene
Michael Kammradt
Es folgt nun ein kleiner Einblick in die Sternsingeraktion aus Sicht einer aktiven Sternsingerin:
Ich heiße Leni Kaufmann und bin seit 2017 Sternsingerin in Neuenkleusheim. Warum ich bei den Sternsingern mitmachen wollte? Ich habe einen älteren Bruder und habe durch ihn schon mitbekommen, wieviel Spaß das macht. Außerdem macht es Spaß, mit Freunden gemeinsam durchs Dorf zu gehen und mittags haben wir zusammen eine Pause gemacht und was gegessen. Und es ist einfach schön zu sehen, wie sehr sich die meisten Leute freuen, wenn man bei ihnen vor der Haustür als Sternsinger steht und wie dankbar die Leute sind. Meistens sind hier in Neuenkleusheim vier Gruppen mit jeweils 4 Kindern unterwegs: drei Sternsinger und der Sternträger. Wir schreiben 20*C+M+B+22 an die Haustüren und werden bei den meisten Leuten freundlich empfangen, manche machen aber auch gar nicht erst die Tür auf. „Vor Corona“ durften wir aber auch bei sehr vielen Leuten ins Haus und dort unsere Texte aufsagen.
Leni Kaufmann