Gedanken zum Tag — 22. Dezember 2021 — Mitt­woch der 4. Woche im Advent

22. Dez. 2021

Der ameri­ka­ni­sche Filme­ma­cher Benjamin Reece ist 2008 in New Orleans auf die Straße gegangen und hat fünfzig Leuten eine einzige Frage nach ihren Wünschen für den Tag gestellt. Mitt­ler­weile ist daraus eine Serie von Filmen geworden: „50 Menschen — eine Frage.“ Die Macher verstehen dies als soziales Expe­ri­ment und fordern andere auf, ähnliche Filme zu drehen. So hat die FilmUp­Media fünfzig Menschen die Frage gestellt: „Was bedeutet Weih­nachten für Dich?“

Die Frage hat mich veran­lasst, darüber nach­zu­denken, was Weih­nachten eigent­lich für mich bedeutet. Zunächst wollte ich in diesem Impuls darüber schreiben, dass Jesus Christus als Mensch, als Kind, als Retter, als Licht der Welt zur Erde gekommen ist. Statt­dessen habe ich mich gefragt, an welche Weih­nachts­feste ich mich beson­ders erin­nere, welche mir persön­lich viel bedeuten und welche mich und mein Leben geprägt haben.

Ich erin­nere mich an die Weih­nachts­feste meiner Kind­heit, mit viel Schnee im Hoch­sauer­land und dem gemein­samen Besuch der Christ­mette in unserer roma­ni­schen Dorf­kirche und wie ich am ersten Feiertag morgens früh mit meinen Geschwis­tern die neuen Spiel­sa­chen vom Christ­kind auspro­biert habe.

Ich erin­nere mich an ein Weih­nachten, an dem mein Vater eigent­lich im Kran­ken­haus bleiben sollte und dann doch unver­hofft entlassen wurde, was mir damals, als Kind, wie ein Wunder erschien.

Ich denke gerne an das erste Weih­nachts­fest mit unserer Tochter, deren erstes Wort beim Anblick der Christ­baum­ku­geln „Ball“ war und daran, dass sie nach dem Abi Weih­nachten im fernen Kanada ohne uns verbracht hat.

Und dann war da vor 13 Jahren ein Fest, an dem ich einen Tag vor Heilig­abend erfahren habe, dass ich schwer erkrankt war und dass das Leben erstmal stoppen muss und nur drei Tage später starb am 2. Weih­nachtstag mein Schwiegervater.

Schmun­zelnd erin­nere ich mich an die vielen schönen Weih­nachts­spiele, die wir in der Fami­li­en­messe an Heilig­abend aufge­führt haben und beson­ders an das, als im Chor­raum ein echtes Bett als Kulisse aufge­stellt war.

Bis vor drei Jahren war auch meine Mutter immer dabei und ich bin dankbar, dass wir seit ihrem Tod die Tradi­tion der weih­nacht­li­chen Fami­li­en­treffen nun mit ihren Kindern und Enkel­kin­dern bei meiner Schwester fortführen.

Es gab für mich viele schöne, glück­liche und unbe­schwerte Weih­nachten, aber es gab auch Jahre, wo Angst, Sorge und Dunkel­heit die Tage über­schat­teten. Und ich vermute, dass es Ihnen genauso geht, wenn Sie zurückdenken.

Egal, wie alt und in welcher Lebens­si­tua­tion ich war, hat die frohe Botschaft vom Kind in der Krippe mir immer Kraft und Zuver­sicht gegeben. Die Zusage, dass Jesus gerade zu den trau­rigen, kranken und allein­ge­las­senen Menschen kommt, war auch in schwie­rigen Zeiten immer ein Trost.

Und das wünsche ich Ihnen in diesem Jahr, dass Sie dankbar sein können für alles Schöne in Ihrem Leben und dass das Licht von Weih­nachten die dunkle Nacht erhellt und allen Menschen auf dieser Erde Freude und neue Hoff­nung schenkt.

Gerlind Kaptain
(Gemein­de­re­fe­rentin im pasto­ralen Raum Olpe/Drolshagen)

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