Gedanken zum Tag — 22. August 2021, 21. Sonntag im Jahreskreis

22. Aug. 2021

Eigent­lich kann ich es gar nicht begreifen, dass ich schon 60 Jahre Olper Fran­zis­ka­nerin bin. Eine so ewig lange Zeit. Mit noch vier Mitschwes­tern haben wir es am 30. Juli im Mutter­haus gefeiert und noch dazu ein 40 und ein 50- jähriges Jubiläum.

In der Woche der Exer­zi­tien vor dem Fest ist mir noch mal so vieles durch den Kopf gegangen aus diesen langen Jahren. Wahr­schein­lich so wie es Ehepaaren geht, die sich auf ihre diaman­tene Hoch­zeit vorbe­reiten. Mit vier Brüdern aufge­wachsen, hat niemand verstanden, wieso ich ins Kloster gehen will. Noch am letzten Abend vor dem Eintritt, haben Bekannte und Brüder versucht, mir meinen Plan auszu­reden. „Was willst Du da? Du bist doch viel zu munter und vergnügt. Pass auf, Du bist sowieso in einem halben Jahr wieder da“

Ich selber habe aber schon früh gemerkt, dass diese Form zu leben, für mich genau das rich­tige ist. Und ich weiß sehr gut, dass das nicht selbst­ver­ständ­lich ist. 1961, das Jahr meiner Einklei­dung, war ein sehr wirres Jahr in der Geschichte meines Landes: Mauerbau, Teilung Deutsch­lands, kalter Krieg. Mit 21 Jahren bin ich einge­treten. Ich hatte nach Schule und Arbeit im Haus­halt in einem Konvent, plötz­lich eine krank gewor­dene Erzie­herin ersetzt und habe gemerkt, dass das etwas für mich sein könnte. Also musste ich erst noch in Abend­schule den Real­schul­ab­schluss machen um dann die Fach­schul­aus­bil­dung als Erzie­herin machen zu können.

Ehrlich gesagt hatte ich vor all den neuen Heraus­for­de­rungen immer viel Angst und Sorge, es nicht zu schaffen. Aber ich habe in den Jahren einen Grund­satz gelernt, den ich immer einge­halten habe: „Was ich anfange, das ziehe ich auch durch“ Manchmal konnte ich auch ziem­lich stör­risch sein, wenn Zusagen nicht einge­halten wurden aber Versöh­nung war mir immer auch wichtig.

So unge­fähr in der Mitte meiner Ordens­jahre durfte ich ein Orien­tie­rungs­jahr in München für Ordens­leute machen und habe nochmal andere Stärken in mir entdeckt. Von da an habe ich in der Seel­sorge gear­beitet und später war ich 8 Jahre Oberin für unser Schwes­tern­al­ten­heim in Drol­s­hagen und 6 Jahre in Bad Waldliesborn.

Schon immer karne­vals­be­geis­tert und Fußballfan, habe ich an einigen Orten Vereine gegründet und den Karneval in den Klös­tern und Orten wo ich war, immer begeis­tert mitge­feiert. Seit einigen Jahren lebe ich in unserem Schwes­tern­al­ten­heim in Drol­s­hagen, habe kürz­lich das einrich­tungs­ei­gene Tipp­spiel für die Bundes­liga gewonnen und habe stolz den Pokal in Empfang genommen.

Ein Lied, das ich sehr gern gesungen habe, beschreibt am besten, was mich als Ordens­frau immer bewegt hat:
„Alle meine Quellen entspringen in Dir, in Dir mein guter Gott. Du bist das Wasser, das mich tränkt und meine Sehn­sucht stillt. Du bist die Kraft, die Leben schenkt, eine Quelle, welche nie versiegt“

Sr. Angela Dieders­hagen, St. Gerhar­dus­haus Drolshagen

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