Heimatgemeinde St. Martinus schickt Glückwünsche und Einladung
Normalerweise laden Geburtstagsjubilare zu ihrem Fest ein. In diesem aktuellen Fall in der Kirchengemeinde St. Martinus in Olpe ist es andersherum. Die Gratulanten laden das Geburtstagskind ein. Das lebt viele tausend Kilometer entfernt im brasilianischen Vitoria und heißt Hugo Scheer. Zum Geburtstag gratulierten Pfarrer Clemens Steiling und Kirchenvorsteher Wolfgang Hesse auf das herzlichste. Mit der Gratulation verbunden war die Anregung, doch zwischen der Feier des 75. Geburtstages und der Feier des goldenen Priesterjubiläums im kommenden Jahr nach Olpe zu kommen. Dann, so Pfarrer Steiling, könne die persönliche Freundschaft vertieft und Olpes neuer Pfarrer Johannes Hammer die die seit Jahrzehnten gelebte Freundschaft einbezogen werden.
„Das ist dann so wie bei mir vor zwanzig Jahren, als der scheidende Pfarrer Karl-Wolfgang Müller mir die Muggelkirmes, die besondere Partnerschaft mit dem Erzbistum Vitoria und ganz allgemein das weltkirchliche Engagement der Kirchengemeinde ans Herz legte“, so Pfarrer Steiling. Zum Ende des Monats wird er aus seinem Amt ausscheiden. Seinen Ruhesitz behält Steiling in Olpe und wohnt im gleichen Haus wie sein Vorgänger Pfarrer Müller auch. Aber die Gratulation wollte Clemens Steiling doch noch höchst selbst nach Südamerika senden.
Am 13. Mai 1946 wurde Hugo Scheer im Haus Winterbergstr. 6 als Sohn der Eheleute Peter Scheer und Maria, geb. Clemens geboren. 1967 legte er sein Abitur ab im Aufbaugymnasium der Steyler Missionare. Anschließend folgten die ersten Schritte in den katholischen Orden, die 1972 mit dem „Ewigen Gelübde“ ihr Ziel fanden. Im gleichen Jahr erfolgte im Oktober die Priesterweihe und am 29. Oktober die Primiz-Feier in der Heimatgemeinde in Olpe.
Nach weiteren Studien in Belgien reiste der junge Pater am 20. Februar 1975 nach Brasilien aus. Bereits ein Jahr später erwirtschaftete die Muggelkirmes einen Erlös von 20.000 DM für den Aufbau einer Kindertagesstätte in der Gemeinde des Olper Paters. Von 1976 bis 1980 war Pater Scheer in der Diözese Aracuaí tätig. Besonders als Pfarrer von Rubim, aber auch als Koordinator der Pastoralarbeit der Diözese mit den Schwerpunkten: Gründung und Ausbau der Basisgemeinden; Ausbildung der Laien; Mitbegründer der Kommission Gerechtigkeit und Frieden. In seinem neuen Heimatort Rubim baute er neben der Kindertagesstätte ein Gemeindezentrum und als Megaprojekt ein ganz neues Krankenhaus auf. Der soziale Wohnungsbau mit seiner modernen und hygienischen Trinkwasserversorgung war ein weiterer Meilenstein seiner Arbeit. Alle Projekte wurden durch die Olpe Muggelkirmes und die Spendenbereitschaft vieler Menschen aus Olpe tatkräftig unterstützt.
Nach einem längeren Studienaufenthalt Pater Scheers in Rom kam im Jahr 1986 der Umzug in die Erzdiözese Vitória. Dort wurde der Olper Professor für Theologie. Seit 1992 bekleidet Pater Scheer das Amt des Universitätsrektors.
Trotz seiner akademischen Tätigkeit blieb der Professor der Seelsorge und der sozialen Arbeit treu. Mit der Caritas gründete er Projekte für Straßenkinder und „HIV-infizierte Kinder“. Er war und ist verantwortlich für den Einsatz von Praktikanten und Studierenden aus Deutschland, die in Brasilien tätig sind. Für das Bistum entwickelte er den Aufbau einer Radiostation, die ein wichtiges Kommunikationsmedium im Großraum Vitoria werden sollte. Die guten und freundschaftlichen Kontakte in die Heimat waren für Hugo Scheer ebenso wichtig wie die Präsenz in der Bischofsstadt Paderborn. Aus der Schatulle des Erzbischofs in der Paderstadt kamen häufig namhafte Beträge für die „Hugo-Projekte“.
Seit mehr als einem Jahr grassiert die Corona-Pandemie in Brasilien mit besonderer Härte. Pater Scheer, der sich vor wenigen Jahren einer anstrengenden Herzoperation unterziehen musste, lebt notgedrungen sehr viel zurückhaltender, als es seinem Naturell entspricht. Dennoch schlägt bei ihm seine Herkunft immer wieder freudige Kapriolen im praktischen Leben. So mailte Scheer am Hochfest des hl. Sebastians am 20. Januar – in Olpe war das Messe der Schützen ausgefallen: „Ich habe das Festhochamt abgehalten. Leider nur mit zehn hochbetagten Ordensschwestern“. Aber, Hugo Scheer wäre nicht Hugo Scheer: „Anschließend mit zwei Flaschen Bier einer Sorte, die nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wird.“
Die Geburtstagsgratulation aus Olpe schloss mit dem Satz: „Mensch, so Du etwas bist, so bleibe doch nicht stehen. Man muss aus einem Licht fort in ein anderes gehen. Lieber Hugo, Du selbst hast in Deinem Leben viel dafür getan, dass Licht in die Welt gekommen ist. Mögen Dir und uns noch viele Jahre geschenkt sein, dieses Licht als Ergebnis Deines Einsatzes für die Menschen in Brasilien zu spüren.“
Mit seinem 75. Geburtstag hat Pater Scheer seinem Erzbischof in Vitoria den Rücktritt von allen Ämtern angeboten. Noch ist eine Entscheidung darüber nicht gefallen.