Den Horizont erweitern
Etwas Neues ausprobieren, mit Gott an seiner Seite neue Wege gehen, etwas Verrücktes tun, Menschen treffen und kennenlernen, Freundschaften vertiefen, Ideen umsetzen, sich inspirieren lassen, losrennen, umkehren, dazulernen. All dies ist plötzlich viel schwieriger.
Ich stecke gerade mitten im Studium in Bonn. Eine spannende Zeit, voller neuer Herausforderungen, neuer Eindrücke, neuer Menschen und voller Erlebnisse. Eigentlich zumindest, ohne Corona, ohne Online-Lehre. Nun ja, wir lernen all das, was auf dem Lehrplan steht. Und doch fehlt so viel. Meine Freunde fehlen mir, mit denen ich normalerweise den ganzen Tag an der Uni verbringe. Es fehlen die Diskussionen in der Mensa, das gemeinsame Lösen der Aufgaben, die gegenseitige Hilfe, die geteilte Verzweiflung vor Klausuren, das erleichterte Feiern danach. Umso mehr weiß ich nun zu schätzen, was mein Studium eigentlich ausmacht: Es sind die Menschen und die Erlebnisse, die mich über den Tellerrand schauen lassen, die mich motivieren und die mich weiterbringen in meiner Entwicklung, meinen Träumen und Zielen.
Plötzlich fällt es mir schwer, meinen Horizont noch zu erweitern. Dabei ist das unglaublich spannend und wichtig. Gott gibt mir die Kraft dazu und ich erinnere mich auch im Gebet immer wieder daran, nicht aufzugeben. Im Sommer habe ich mir überlegt, dass ich gern 2021/22 ein Jahr im Ausland verbringen würde – am liebsten mit einem Tennisstipendium in den USA. So war mein letztes Semester geprägt von sportlicher Vorbereitung, Bewerbungsvideos, Englischtest und Zeugnisübersetzungen, unzähligen Gesprächen mit Coaches und SpielerInnen, von Rückschlägen und Erfolgen und ganz besonders von Unsicherheit. Immer wieder war ich kurz davor, aufzugeben. Aber es ist wichtig, mit Zuversicht nach vorn zu blicken, offen zu sein für Neues und immer wieder nach neuen Eindrücken zu suchen.
Auch wenn vieles im Moment schwierig ist – es gibt auch immer wieder ganz besondere Momente. Ob es lange Online-Feiern nach Klausuren sind, eine „Spaziergeh-Tombola“ zum Menschen kennenlernen, Oster-Wichteln mit den Schwestern, Online-Kochabende, virtuelle Spielabende oder gemeinsame Online-Gebete. Mit genügend Kreativität und Durchhaltevermögen ist viel mehr möglich, als man denkt!
So wünsche ich Ihnen, dass auch Sie immer wieder überrascht werden von neuen Erfahrungen, dass sie ihren Horizont erweitern und sich nicht entmutigen lassen. Es gibt noch so viel zu suchen und zu finden, für jeden von uns. Alles Gute und Gottes Segen auf diesem Weg.
Julia Hütte
(Griesemert, Studentin in Bonn)