Hoffnungsschimmer für den Glauben
Liebe Leserinnen und Leser,
Jesu Tod und Auferstehung, warum eigentlich? Haben Sie sich das so explizit schon einmal gefragt? Gerade in den Kar- und Ostertagen, im normalen Trott der Liturgie und der Festtagsvorbereitungen kann uns diese eigentlich existentielle Frage schnell verloren gehen, oder?
Welche Deutungen kennen Sie, was ist “Ihre“ Deutung oder war das bisher eigentlich gar nicht so wichtig für Sie? Wenn Sie mögen, schauen Sie doch auf dem folgenden Bild mal die verschiedensten Deutungen an:
Ich möchte heute mit Ihnen eine meiner Deutungen von Tod und Auferstehung Jesu teilen: In Jesus setzt sich Gott dem Mensch-Sein unter seinen eigenen Bedingungen, in den Regeln seiner eigenen Schöpfung, aus. Ein Gott, der Mensch wird, um zu wissen, wie es ist, ein Mensch zu sein. Er erlebt alles, was ein menschliches Leben auszeichnet, das Gute, Schöne, Wunderbare, aber auch das, worauf der Mensch gern verzichten würde: Hass, Gewalt, Ohnmacht, Ungerechtigkeit.
Er erfährt schmerzlich, was es auch bedeutet, ein Mensch in dieser Welt zu sein. Und stellt sicher selbst fest, wie schwer es ist, unter diesen Bedingungen an einen guten, liebenden und sorgenden Gott zu glauben.
Das geht uns, zumindest mir, nach einem Jahr Corona-Pandemie, den immer neuen unverständlichen Verlautbarungen aus Rom, den sich verhärtenden Fronten in unserer deutschen Kirche und Gesellschaft und, und, und, nochmal ganz anders nah.
Indem Gott sich in Jesus diesem allen aussetzt, und von seinem Glauben, von seiner Botschaft und von seiner Art zu Leben und mit Menschen umzugehen nicht ablässt, zu keinem Zeitpunkt, bis ans Kreuz, macht er mir Mut, schenkt er mir eine kleine Hoffnung, dass es gehen könnte — dass auch ich, dass wir, glauben können. An seinen liebenden Gott, an seine Botschaft vom Reich Gottes. Dass wir anders leben können und anders umgehen können mit Menschen.
In allem Leid, in allem Hass, in aller Ohnmacht und Ungerechtigkeit, in allen unseren Kreuzen. Und hoffen dürfen, heute am Ostermorgen, dass auch unser Ostern kommt. Ihr und mein ganz persönliches Ostern, immer wieder, mitten ins Leben hinein. Uns Mut zu machen für diesen Glauben an einen liebenden Gott.
Wie das gehen soll, gerade heute, in Corona, in Kirche, in Gesellschaft? Ich weiß es nicht. Ich probiere, so wie Sie, jeden Tag neu. Dabei halte ich mich fest an diesem Beispiel Jesu, dass es geht. In allen menschlichen Lebens- und Gefühlslagen. Und dass nach dem Kreuz ein Ostern auf mich wartet.
Ihre Sr. Jakoba Zöll
Franziskanerin im Konvent San Damiano, Olpe