Gedanken zum Tag – 04. März 2021, Ostern

4. Apr. 2021

Hoff­nungs­schimmer für den Glauben

Liebe Lese­rinnen und Leser,

Jesu Tod und Aufer­ste­hung, warum eigent­lich? Haben Sie sich das so explizit schon einmal gefragt? Gerade in den Kar- und Oster­tagen, im normalen Trott der Liturgie und der Fest­tags­vor­be­rei­tungen kann uns diese eigent­lich exis­ten­ti­elle Frage schnell verloren gehen, oder?

Welche Deutungen kennen Sie, was ist “Ihre“ Deutung oder war das bisher eigent­lich gar nicht so wichtig für Sie? Wenn Sie mögen, schauen Sie doch auf dem folgenden Bild mal die verschie­densten Deutungen an:

Ich möchte heute mit Ihnen eine meiner Deutungen von Tod und Aufer­ste­hung Jesu teilen: In Jesus setzt sich Gott dem Mensch-Sein unter seinen eigenen Bedin­gungen, in den Regeln seiner eigenen Schöp­fung, aus. Ein Gott, der Mensch wird, um zu wissen, wie es ist, ein Mensch zu sein. Er erlebt alles, was ein mensch­li­ches Leben auszeichnet, das Gute, Schöne, Wunder­bare, aber auch das, worauf der Mensch gern verzichten würde: Hass, Gewalt, Ohnmacht, Ungerechtigkeit.

Er erfährt schmerz­lich, was es auch bedeutet, ein Mensch in dieser Welt zu sein. Und stellt sicher selbst fest, wie schwer es ist, unter diesen Bedin­gungen an einen guten, liebenden und sorgenden Gott zu glauben.

Das geht uns, zumin­dest mir, nach einem Jahr Corona-Pandemie, den immer neuen unver­ständ­li­chen Verlaut­ba­rungen aus Rom, den sich verhär­tenden Fronten in unserer deut­schen Kirche und Gesell­schaft und, und, und, nochmal ganz anders nah.

Indem Gott sich in Jesus diesem allen aussetzt, und von seinem Glauben, von seiner Botschaft und von seiner Art zu Leben und mit Menschen umzu­gehen nicht ablässt, zu keinem Zeit­punkt, bis ans Kreuz, macht er mir Mut, schenkt er mir eine kleine Hoff­nung, dass es gehen könnte — dass auch ich, dass wir, glauben können. An seinen liebenden Gott, an seine Botschaft vom Reich Gottes. Dass wir anders leben können und anders umgehen können mit Menschen.

In allem Leid, in allem Hass, in aller Ohnmacht und Unge­rech­tig­keit, in allen unseren Kreuzen. Und hoffen dürfen, heute am Oster­morgen, dass auch unser Ostern kommt. Ihr und mein ganz persön­li­ches Ostern, immer wieder, mitten ins Leben hinein. Uns Mut zu machen für diesen Glauben an einen liebenden Gott.

Wie das gehen soll, gerade heute, in Corona, in Kirche, in Gesell­schaft? Ich weiß es nicht. Ich probiere, so wie Sie, jeden Tag neu. Dabei halte ich mich fest an diesem Beispiel Jesu, dass es geht. In allen mensch­li­chen Lebens- und Gefühls­lagen. Und dass nach dem Kreuz ein Ostern auf mich wartet.

Ihre Sr. Jakoba Zöll
Fran­zis­ka­nerin im Konvent San Damiano, Olpe

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