Gedanken zum Tag – 13. Januar 2021, Mitt­woch der 1. Woche im Jahreskreis

13. Jan. 2021

Was mich berührt hat und was mir fehlt…

Wir alle erin­nern uns wahr­schein­lich noch an den Beginn der Pandemie im Früh­jahr des letzten Jahres. Es begann unwirk­lich und weit weg in China, dann kam das Virus auch nach Deutsch­land und vom 14. März an fanden wir uns alle im ersten Lock­down wieder.

Da wir einige Tage in Öster­reich verbracht hatten, bedeu­tete das für uns privat erst einmal Coro­na­test, Quaran­täne und Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung nach Neuenkle­us­heim. Beruf­lich erfolgte der „Umzug“ ins Home­of­fice, in Ehrenamt und Musik­verein mussten erst einmal neue Wege gesucht werden.

Bis Mai hatte sich die Situa­tion so weit verbes­sert, dass wir mit dem Musik­verein wieder auf Abstand im Freien proben konnten. Den ersten gemein­samen Choral nach drei Monaten Musik­pause auf dem Neuenkle­us­heimer Schüt­zen­platz werde ich wohl nicht mehr vergessen. Ein einfa­ches „Großer Gott, wir loben Dich“ lockte viele Neuenkle­us­heimer spontan auf den Balkon und der Beifall war im ganzen Dorf zu hören.

So konnten wir dann an Pfingsten, dem Kleus­heimer Hoch­fest, die Pfingst­messe begleiten und dabei auch der verscho­benen Erst­kom­mu­ni­on­feier einen würdigen Rahmen geben. Dass mich das als Vater eines Kommu­ni­on­kindes beson­ders ange­spro­chen hat, dürfte jeder verstehen.

Es folgten weitere Schüt­zen­messen in Lütring­hausen, Isering­hausen und Neu-Lister­nohl sowie das Früh­schop­pen­kon­zert in der Brings-Arena auf dem Roten Stein.

Auch wenn das Virus uns ständig vor neue Heraus­for­de­rungen gestellt hat, konnten wir doch immer wieder kleine musi­ka­li­sche Gesten einstreuen. Da war die Musik am Fenster über den Sommer und im Advent, da waren die kleinen musi­ka­li­schen Grüße in Neuenkle­us­heim, Altenkle­us­heim und Lütring­hausen rund um Weih­nachten und Neujahr…

Was mich dabei am meisten berührt hat?

Die Dank­bar­keit der Musiker, dass sie wieder gemeinsam musi­zieren durften, und noch mehr die Dank­bar­keit der Zuhörer, endlich wieder hand­ge­machte Musik zu hören, live und nicht aus dem Radio oder aus den unend­li­chen, aber auch belie­bigen digi­talen Quellen. Auch wenn bei diesen kleinen musi­ka­li­schen Einlagen Musiker und Orchester nur einen Bruch­teil ihrer wahren Möglich­keiten ausschöpfen können, wurde mir viel­leicht gerade durch die Einfach­heit und Redu­ziert­heit der wahre Wert der Musik wieder viel bewusster. Musik soll die Menschen erfreuen, und diese Freude, gepaart mit einer großen Dank­bar­keit, habe ich, wo immer Musiker im letzten Jahr live auftreten konnten, sehr deut­lich spüren können.

Was mir fehlt?

Neben den schönen Erleb­nissen mit und um die Musik, die ich trotz der Pandemie genießen konnte, wird mit jedem Tag, den die Einschrän­kungen andauern, das Bedürfnis nach echten, nicht virtu­ellen Begeg­nungen mit Freunden, Bekannten, Kollegen immer größer. Ich vermisse die Gemein­schaft, die Locker­heit und Ausge­las­sen­heit echter Gesel­lig­keit, einfach das Zusam­men­kommen mit Menschen, die mir außer­halb der Familie wichtig sind.

Mir ist klar, dass dieser Zustand noch eine Weile andauern wird. Der Impf­stoff macht mir Hoff­nung und ich bin über­zeugt, dass wir als Gesell­schaft diese Krise meis­tern werden. Die Pandemie zeigt mir aber auch jeden Tag, wie wert­voll echte Gemein­schaft und das Zusam­men­kommen mit Freunden ist. Dieses Bewusst­sein möchte ich mir erhalten — auch für die Zeit nach der Pandemie.

Es grüßt Sie hoffnungsvoll

Ihr Dr. Michael Heite
Vorsit­zender des Musik­ver­eins Neuenkleusheim

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