Gedanken zum Tag – 20. Dezember, 4. Advent

20. Dez. 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

alle Jahre wieder sehen wir in den Krip­pen­spielen die altbe­kannte Szene der Herbergssuche.

Wie aktuell dieses Thema immer noch ist, wurde mir in diesem Advent beson­ders bewusst.

Da war der Mitar­beiter meines Mannes, der in Leipzig einen Kunden besu­chen wollte und wegen der Corona-Krise keinen Einlass in seinem gebuchten Hotel bekam. Erst mit einer Beschei­ni­gung seines Vorge­setzten, dass es sich um eine Dienst­reise handelt, konnte er sein Zimmer beziehen.

Da war meine Paten­tochter, die ihr Studium begonnen hat und ein Vier­tel­jahr auf der Suche nach einem Zimmer war. Mehrere stun­den­lange Anfahrten, Bitten und Betteln bei den Vermie­tern, Miet­bürg­schaft hin oder her – die Nach­frage sei einfach zu groß und Studenten nehme man halt nicht so gerne.

Und da war unser Krip­pen­spiel, das wir in diesem Jahr unter Corona-Schutz­be­din­gungen draußen gefilmt haben. Für genau die Szene der Herbergs­suche hatten wir uns auf einem Bauernhof in der Nähe von Olpe ange­meldet. Alle Abspra­chen waren getroffen, aber am Tag selbst hatte es sich der Haus­herr anders über­legt. Er wollte doch lieber seine Ruhe haben.

Da standen wir nun mit einer hoch­schwan­geren Maria (mit Kissen unter dem Gewand) und einem ratlosen Josef an ihrer Seite. Und fühlten uns wie damals in Beth­lehem. Glück­li­cher­weise ist ein Nachbar einge­sprungen und hat uns Tür und Tor geöffnet.

Herbergs­suche 2020. Auch heute noch sind viele Menschen auf dieser Welt unter­wegs und suchen Herberge. Auch heute noch viele Flücht­linge aus Syrien, dem Irak, aus Afgha­ni­stan, vom Balkan, weil sie in ihrem Heimat­land unter Krieg, Terror und Verfol­gung leiden. Wie damals in Beth­lehem gibt es auch heute noch Abwei­sungen, Ausgrenzungen.

Durch die Corona-Krise müssen auch viele Menschen draußen vor der Tür bleiben. Kran­ken­häuser und Alten­heime haben Besuchs­be­schrän­kungen, vor vielen Läden konnte man in den letzten Wochen Menschen­schlangen beob­achten. Und auch am bevor­ste­henden Weih­nachts­fest dürfen wir zum Schutz der Gesund­heit nicht wie gewohnt alle Verwandten oder Freunde besuchen.

Wenn man es genau bedenkt, hatte der Wirt damals trif­tige Gründe. Er war ausge­bucht. Alle wollten zur Volks­zäh­lung und brauchten eine Unter­kunft. Sein Haus war voll. Das ist verständ­lich. Man kann es ihm eigent­lich nicht verübeln.

Viel­leicht sollte es genau so sein: Jesus, der Sohn Gottes, kommt abge­wiesen in einem Stall zur Welt. Er wird in eine Futter­krippe gelegt. Das ist ein Zeichen. Er, der Sohn Gottes, kommt gerade für die, die ausge­grenzt sind. Für dieje­nigen, die Hilfe brau­chen. Er bringt Trost, Licht und neue Hoffnung.

Möge uns diese Hoff­nung in dieser Zeit begleiten und die Frage, ob wir „ihn“ bei uns eintreten lassen, ob wir dem Kind in der Krippe eine Herberge geben in unseren Herzen.

Gerlind Kaptain

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