Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel 15.08.2020
Wenn ich zur Marienkapelle Oberveischede auf dem Rennenberg gehe und dort zum barocken Hochaltar emporschaue, sehe ich das vom Kunstmaler Hans von Linprun aus München gestaltete Deckenfresko. Es zeigt bedeutende Stationen im Leben Mariens: Mariä Verkündigung, Mariä Heimsuchung, die Geburt Jesu, die Flucht nach Ägypten, der zwölfjährige Jesus im Tempel, Begegnung des erwachsenen Jesus mit Maria, die Beweinung des Leichnams und die Aufnahme Mariens in den Himmel.
Mit der Aufnahme Mariens in den Himmel feiert die Kirche ein Marien-Hochfest, nämlich dass die Mutter Jesu mit ihrer ganzen Existenz bei Gott ist.
Gott hat die „Niedrige erhöht“, sie „mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen“. So das Dogma von 1950. Es sagt, dass die Mutter Jesu, wegen ihrer einzigartigen Verbindung mit der Erlösungstat Jesu Christi, als die „Ersterlöste“ an der Auferstehungsgestalt Christi teilnimmt.
Diese Sicht birgt allerdings eine Gefahr. Sie kann uns Maria entfremden, sie kann sie unerreichbar, geradezu unmenschlich werden lassen, wenn sie ihr Leben auf den strahlenden „Endpunkt“ reduziert. Es gibt aber auch ihren „irdischen Weg dorthin“. Der ist geprägt von Mühe, Enttäuschung, Hoffen, Freude und Leid, Gelingen und Versagen, Glauben und Zweifel. Bei all dem hat Maria Gott in ihr Leben „eingreifen“ lassen.
Ihr Lebensweg mit all seinen Höhen und Tiefen wird auch zu unserem Lebensweg, wenn wir zu ihr gehen und wie sie Gott unser Leben öffnen. So wird das Fest der Aufnahme Mariens auch unser Fest. Ihre Vollendung ist unsere Verheißung.
Mit dem Marienheiligtum auf dem Rennenberg hat sich die Kirchengemeinde Oberveischede unter den besonderen Schutz der Gottesmutter gestellt. Wir vertrauen darauf, dass wir wie sie Leben haben in Gott.
Auf einer Tafel neben der Eingangstür steht geschrieben: „Darum ist die Kapelle gebaut worden: Ausdruck der Dankesschuld für die Lebenden, Mahnmal für die Enkel, das einzig Vertrauen und Gebet zur Gottesmutter auch in schwerster Not uns errettet.“
Karl-Otto Springmann