Gedanken zum Tag – 26. Juli 2020, 17. Sonntag im Jahreskreis

26. Juli 2020

Urlaub – das waren in diesem Jahr knapp zwei Wochen auf Usedom, Deutsch­lands sonnen­reichster Insel im Seebad Zinno­witz – und die Sonne meinte es wieder gut. Zehn Tage schien sie – nur gele­gent­lich von ein paar Quell­wolken verdeckt – von morgens bis abends.

Dazu gehören der feine, weiße Sand­strand, die Ostsee und der Strand­korb. Von Corona war am Strand prak­tisch nichts zu spüren, die Strand­körbe hatten mehr als den vorge­schrie­benen Abstand.

Und natür­lich ein Buch – es dürfen auch mehrere sein. Diesmal: Die „Poenichen“-Trilogie von Chris­tine Brückner mit den drei Romanen „Jauche und Levkojen“, „Nirgendwo ist Poeni­chen“ und „Die Quints“, in deren Mittel­punkt Maxi­mi­liane von Quindt, später mit bürger­li­chem Namen nur noch Maxi­mi­liane Quint, steht.

Und dann bleibe ich – im dritten Buch – mit meinen Gedanken hängen, als Maxi­mi­liane Quint beim Hoch­zeits­essen ihres Sohnes Joachim in ihrer Rede u.a. sagt: „Der alte Quindt“ (ihr Groß­vater) … war der Ansicht, dass der, der an Gott glaubt, es leichter habe, weil er sich bei jemandem beklagen könne.“ Und dann fügte sie folgende Sätze an: „Nach meinen Erfah­rungen braucht man jemanden, bei dem man sich bedanken kann. Zum Danken braucht man nötiger eine Stelle als zum Beklagen.“

Ja, diese Sätze, die so uner­wartet in dem Buch auftau­chen, lassen einen schon etwas ins Nach­denken kommen: Wofür brauche ich eigent­lich Gott? Wofür brau­chen Sie Gott?

Die Theo­logie kennt neben dem Danken und Klagen noch weitere Sprech­akte des Betens: das Loben, das Bitten und das Äußern von Aggressionen.
Ich denke, dass wir alle trotz der Einschrän­kungen, die wir – auch im kirch­li­chen Leben – während der Corona-Pandemie hinnehmen müssen, der Meinung von Maxi­mi­liane Quint den Vorzug einräumen und beten können:

Lieber Gott,
ich danke dir
für die erleb­nis­rei­chen Sommerferientage,
für die geschenkte Zeit,
in der ich alles darf und nichts muss,
für Stunden des Alleinseins,
für den Inselzauber,
für das Rauschen der Meereswellen,
für den frischen Wind, der mir um die Nase bläst,
für das Glit­zern der Sonne auf dem Wasser,
für den warmen Sand unter meinen Füßen und
für Lese­stunden im Strandkorb.
Ich danke dir
für den Sonnen­auf­gang im Hafen,
für die Möwen, die abwar­tend da sitzen,
für Muscheln, Federn und Loch­steine am Strand,
für die leuch­tend roten Hage­butten im Dornengestrüpp,
für den Rosen­himmel in der Inselkirche,
für den blin­kenden Leucht­turm im Hügelland,
für den Ster­nen­glanz in der Nacht und
für den erhol­samen Schlaf.
Ich danke dir
für die erste Tasse Kaffee am Morgen,
für die leckeren Fisch­bröt­chen am Mittag
für die Sand­dorn­torte zum Nachtmittagstee,
für das Radfahren auf dem Deich,
für die Musik und das Tanzen im Kreis,
für die gute Gemein­schaft mit anderen,
für Begeg­nungen und Gespräche,
für die Zeit, die ich für dich finde,
in der ich zu mir selbst kommen kann,
für den Frieden,
den ich bei dir finde. Amen.
Hanna Schwich­ten­berg

Hubert Welzel

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