Urlaub – das waren in diesem Jahr knapp zwei Wochen auf Usedom, Deutschlands sonnenreichster Insel im Seebad Zinnowitz – und die Sonne meinte es wieder gut. Zehn Tage schien sie – nur gelegentlich von ein paar Quellwolken verdeckt – von morgens bis abends.
Dazu gehören der feine, weiße Sandstrand, die Ostsee und der Strandkorb. Von Corona war am Strand praktisch nichts zu spüren, die Strandkörbe hatten mehr als den vorgeschriebenen Abstand.
Und natürlich ein Buch – es dürfen auch mehrere sein. Diesmal: Die „Poenichen“-Trilogie von Christine Brückner mit den drei Romanen „Jauche und Levkojen“, „Nirgendwo ist Poenichen“ und „Die Quints“, in deren Mittelpunkt Maximiliane von Quindt, später mit bürgerlichem Namen nur noch Maximiliane Quint, steht.
Und dann bleibe ich – im dritten Buch – mit meinen Gedanken hängen, als Maximiliane Quint beim Hochzeitsessen ihres Sohnes Joachim in ihrer Rede u.a. sagt: „Der alte Quindt“ (ihr Großvater) … war der Ansicht, dass der, der an Gott glaubt, es leichter habe, weil er sich bei jemandem beklagen könne.“ Und dann fügte sie folgende Sätze an: „Nach meinen Erfahrungen braucht man jemanden, bei dem man sich bedanken kann. Zum Danken braucht man nötiger eine Stelle als zum Beklagen.“
Ja, diese Sätze, die so unerwartet in dem Buch auftauchen, lassen einen schon etwas ins Nachdenken kommen: Wofür brauche ich eigentlich Gott? Wofür brauchen Sie Gott?
Die Theologie kennt neben dem Danken und Klagen noch weitere Sprechakte des Betens: das Loben, das Bitten und das Äußern von Aggressionen.
Ich denke, dass wir alle trotz der Einschränkungen, die wir – auch im kirchlichen Leben – während der Corona-Pandemie hinnehmen müssen, der Meinung von Maximiliane Quint den Vorzug einräumen und beten können:
Lieber Gott,
ich danke dir
für die erlebnisreichen Sommerferientage,
für die geschenkte Zeit,
in der ich alles darf und nichts muss,
für Stunden des Alleinseins,
für den Inselzauber,
für das Rauschen der Meereswellen,
für den frischen Wind, der mir um die Nase bläst,
für das Glitzern der Sonne auf dem Wasser,
für den warmen Sand unter meinen Füßen und
für Lesestunden im Strandkorb.
Ich danke dir
für den Sonnenaufgang im Hafen,
für die Möwen, die abwartend da sitzen,
für Muscheln, Federn und Lochsteine am Strand,
für die leuchtend roten Hagebutten im Dornengestrüpp,
für den Rosenhimmel in der Inselkirche,
für den blinkenden Leuchtturm im Hügelland,
für den Sternenglanz in der Nacht und
für den erholsamen Schlaf.
Ich danke dir
für die erste Tasse Kaffee am Morgen,
für die leckeren Fischbrötchen am Mittag
für die Sanddorntorte zum Nachtmittagstee,
für das Radfahren auf dem Deich,
für die Musik und das Tanzen im Kreis,
für die gute Gemeinschaft mit anderen,
für Begegnungen und Gespräche,
für die Zeit, die ich für dich finde,
in der ich zu mir selbst kommen kann,
für den Frieden,
den ich bei dir finde. Amen.
Hanna Schwichtenberg
Hubert Welzel