Gedanken zum Tag – 21. Juni 2020, 12. Sonntag im Jahreskreis

21. Juni 2020

Einen Unter­schied machen

Liebe Lese­rinnen und Leser,

ein alter Mann spazierte am Strand entlang bis er einem kleinen Jungen begeg­nete, der irgend­etwas in die Wellen warf. Als er genauer hinschaute, sah der alte Mann, dass der Junge gestran­dete Seesterne vom sandigen Strand aufhob und zurück in das Meer warf.

„Was tust Du denn da, mein Junge?“ fragte er.

„Ich werfe Seesterne ins Meer zurück. Es ist Ebbe, und die Sonne brennt herunter. Wenn ich es nicht tue, dann sterben sie.” antwor­tete der Junge.

„Junger Mann, der Strand ist tausende Kilo­meter lang und es sind somit Millionen von Seesternen! Du kannst unmög­lich alle retten – die nächste Flut spült eh viele wieder zurück. Das macht doch keinen Unterschied.”

Der Junge hob einen weiteren Seestern auf, warf ihn ins Meer und sagte „Für diesen hier, macht es einen Unterschied!“

(aus „Hühner­suppe für die Seele“, von Jack Canfield und Mark Hansen)

Diese Geschichte fiel mir beim Aufräumen während des Lock­down in die Hände. Ich hatte sie vor einigen Jahren abge­heftet, als ich noch ehren­amt­lich in der Jugend­ar­beit St. Marien tätig war, um sie in einer der vielen Früh­schichten während der Advents- und Fasten­zeit einzu­setzen. Sie kam dort nie zum Einsatz, doch sie blieb weiterhin in meinem Ordner, weil mich das Handeln des kleinen Jungen so beein­druckte und berührte. Welch beru­hi­gendes Gefühl zu erfahren, dass ich in der Menge nicht unter­gehe, dass da jemand ist, der sich um mich kümmert und sich für mich einsetzt.

In diesen beson­deren Zeiten durfte ich einige Male im persön­li­chen, wie auch im beruf­li­chen Bereich des St. Martinus-Kinder­gar­tens solche Momente erleben:

  • als ein Ange­stellter des Olper Jugend­amtes es für eine allein­er­zie­hende Mutter trotz aller Gesetze irgendwie ermög­licht, ihr Kind über die momentan verkürzten Öffnungs­zeiten hinaus bei uns in der Einrich­tung betreuen zu lassen, weil es keinen anderen Weg gibt – für diese Mutter macht es einen Unterschied
  • als ein Mitglied des Kirchen­vor­standes St. Martinus abends bei mir anruft und fragt, wie es uns geht und wie wir diese Zeiten mit immer wech­selnden Auflagen seitens der Regie­rung, die Hygie­ne­vor­schriften und anderen Anfor­de­rungen dieser Zeit gestemmt bekommen und ob er helfen könne – für mich macht das einen Unterschied
  • als die jungen Kolle­ginnen aus unserem Team wie selbst­ver­ständ­lich während des Lock­down wech­sel­weise den Dienst in der Einrich­tung über­nehmen, damit die älteren und gefähr­de­teren Mitar­bei­te­rinnen zuhause in sicherer Umge­bung Home­of­fice machen können – für diese älteren Kolle­ginnen macht es einen Unterschied
  • als eine Olper Pfle­ge­ein­rich­tung es trotz Lock­down möglich macht, durch den Einsatz von Coro­na­tests und erwei­terten Hygie­ne­auf­lagen meine Mutter zu betreuen– für mich macht das einen Unterschied
  • wenn ein Mitglied des Pasto­ral­teams unserer Kirchen­ge­meinde den Abschluss­got­tes­dienst für unsere ange­henden Schul­kinder feiert, sie segnet und ihnen damit trotz den Corona-Auflagen einen guten Abschluss ihrer Kinder­gar­ten­zeit ermög­licht, obwohl er selber zur Risi­ko­gruppe zählt und auch im Privaten Höchst­leis­tung voll­bringen muss – für unsere Kinder, Eltern und uns als Team macht das einen Unterschied

Froh und dankbar bin ich über diese Erfah­rungen, die mir zeigen, dass es Menschen gibt, die uns im Blick haben und sich kümmern, die ihr beruf­li­ches oder privates Ganzes für einen Moment außen vorlassen, um sich mit dem Einzelnen zu befassen.

Ich wünsche Ihnen und mir immer wieder solche Momente.

Sabine Schüttler

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