Einen Unterschied machen
Liebe Leserinnen und Leser,
ein alter Mann spazierte am Strand entlang bis er einem kleinen Jungen begegnete, der irgendetwas in die Wellen warf. Als er genauer hinschaute, sah der alte Mann, dass der Junge gestrandete Seesterne vom sandigen Strand aufhob und zurück in das Meer warf.
„Was tust Du denn da, mein Junge?“ fragte er.
„Ich werfe Seesterne ins Meer zurück. Es ist Ebbe, und die Sonne brennt herunter. Wenn ich es nicht tue, dann sterben sie.” antwortete der Junge.
„Junger Mann, der Strand ist tausende Kilometer lang und es sind somit Millionen von Seesternen! Du kannst unmöglich alle retten – die nächste Flut spült eh viele wieder zurück. Das macht doch keinen Unterschied.”
Der Junge hob einen weiteren Seestern auf, warf ihn ins Meer und sagte „Für diesen hier, macht es einen Unterschied!“
(aus „Hühnersuppe für die Seele“, von Jack Canfield und Mark Hansen)
Diese Geschichte fiel mir beim Aufräumen während des Lockdown in die Hände. Ich hatte sie vor einigen Jahren abgeheftet, als ich noch ehrenamtlich in der Jugendarbeit St. Marien tätig war, um sie in einer der vielen Frühschichten während der Advents- und Fastenzeit einzusetzen. Sie kam dort nie zum Einsatz, doch sie blieb weiterhin in meinem Ordner, weil mich das Handeln des kleinen Jungen so beeindruckte und berührte. Welch beruhigendes Gefühl zu erfahren, dass ich in der Menge nicht untergehe, dass da jemand ist, der sich um mich kümmert und sich für mich einsetzt.
In diesen besonderen Zeiten durfte ich einige Male im persönlichen, wie auch im beruflichen Bereich des St. Martinus-Kindergartens solche Momente erleben:
- als ein Angestellter des Olper Jugendamtes es für eine alleinerziehende Mutter trotz aller Gesetze irgendwie ermöglicht, ihr Kind über die momentan verkürzten Öffnungszeiten hinaus bei uns in der Einrichtung betreuen zu lassen, weil es keinen anderen Weg gibt – für diese Mutter macht es einen Unterschied
- als ein Mitglied des Kirchenvorstandes St. Martinus abends bei mir anruft und fragt, wie es uns geht und wie wir diese Zeiten mit immer wechselnden Auflagen seitens der Regierung, die Hygienevorschriften und anderen Anforderungen dieser Zeit gestemmt bekommen und ob er helfen könne – für mich macht das einen Unterschied
- als die jungen Kolleginnen aus unserem Team wie selbstverständlich während des Lockdown wechselweise den Dienst in der Einrichtung übernehmen, damit die älteren und gefährdeteren Mitarbeiterinnen zuhause in sicherer Umgebung Homeoffice machen können – für diese älteren Kolleginnen macht es einen Unterschied
- als eine Olper Pflegeeinrichtung es trotz Lockdown möglich macht, durch den Einsatz von Coronatests und erweiterten Hygieneauflagen meine Mutter zu betreuen– für mich macht das einen Unterschied
- wenn ein Mitglied des Pastoralteams unserer Kirchengemeinde den Abschlussgottesdienst für unsere angehenden Schulkinder feiert, sie segnet und ihnen damit trotz den Corona-Auflagen einen guten Abschluss ihrer Kindergartenzeit ermöglicht, obwohl er selber zur Risikogruppe zählt und auch im Privaten Höchstleistung vollbringen muss – für unsere Kinder, Eltern und uns als Team macht das einen Unterschied
Froh und dankbar bin ich über diese Erfahrungen, die mir zeigen, dass es Menschen gibt, die uns im Blick haben und sich kümmern, die ihr berufliches oder privates Ganzes für einen Moment außen vorlassen, um sich mit dem Einzelnen zu befassen.
Ich wünsche Ihnen und mir immer wieder solche Momente.
Sabine Schüttler