Gedanken zum Tag – 18. Juni 2020, Donnerstag der 11. Woche im Jahreskreis

18. Juni 2020

Kennen Sie die Geschichte vom Axtdieb?

„Ein Mann hatte seine Axt verloren. Er vermu­tete, der Sohn des Nach­barn habe sie ihm gestohlen. Also beob­ach­tete er den Nach­bar­jungen genau.

Wie der Junge sich bewegte, sein Blick, seine äußere Erschei­nung war typisch für einen Dieb. Einige Zeit später fand der Mann seine Axt unter einem Bretterhaufen.

Er selbst hatte sie dort vergessen.

Am nächsten Tag sah er den Nach­bar­jungen wieder. Und siehe da; sein Gang, sein Blick, seine Bewe­gungen waren nicht die eines Axtdiebes.“ (nach Lao Tse)

Diese sehr alte chine­si­sche Geschichte hält uns einen Spiegel vor. Woher kommt das? Wieso sehen wir manche Menschen von vorn­herein so an, als wären sie uns feind­lich gesonnen? Gerade jetzt in der aktu­ellen Diskus­sion um Rassen­dis­kri­mi­nie­rung werfen Vorur­teile einen unguten Schatten auf diese Menschen.

Akzep­tanz und Tole­ranz werden in unserer Gesell­schaft groß­ge­schrieben. Unsere Haltung spricht manchmal eine andere Sprache. Selbst­ver­ständ­lich bin ich tole­rant – solange es mich nicht einschränkt. Natür­lich akzep­tiere ich jeden – wenn er mir nicht zu nahe­kommt. Das Anders­ar­tige macht manchmal Angst. Es ist mir fremd. Eigent­lich ist es zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre, wenn Menschen erzählen wie sie in banalen Alltags­si­tua­tionen verbal verletzt werden, auf Grund ihres äußeren Erschei­nungs­bildes und ich spüre, dass ist nicht gut.

Viel­leicht fangen wir einmal an, nicht die anderen Menschen, sondern unser eigenes Verhalten zu beob­achten: im Warte­zimmer beim Arzt, im Zug, in der Schlange vor der Kasse oder bei anderen Gele­gen­heiten. Was denken wir über die Menschen, die wir sehen?

Wie schnell ist unser Urteil über andere fertig, und der Axtdieb lauert um die Ecke, obwohl wir nur Fassade, nur Hülle sehen?

Paulus erin­nert die Gemeinde an ihre Anfänge und empfiehlt: „Nehmt einander an, wie Christus euch ange­nommen hat zur Ehre Gottes.“ (Röm. 15,7)
Leichter gesagt als getan.

Das erfor­dert Respekt und Demut von jedem für den anderen, und das Erbarmen Gottes für uns, wenn wir es wieder einmal nicht schaffen.

Beate Schröder

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