Ich bin für dich da – dies ist eine starke Zusage. Als Mitarbeiterin im Caritasverband, der es sich zum Anspruch macht „nah am Nächsten zu sein“ , stellte sich mir in den letzten Wochen die Frage: Wie soll dies in der von Corona geprägten Zeit, die so viele Veränderungen und Einschränkungen mit sich bringt, geschehen?
Wie können wir mit physischem Abstand trotzdem für unsere Mitmenschen sozial da sein und ihnen nah sein?
Eigentlich ist ein Beratungsgespräch, ein Förder- oder Unterstützungsangebot von direkter und persönlicher Interaktion geprägt.
Eigentlich hätten in großer Runde Teams und Konferenzen getagt, um soziale Herausforderungen zu besprechen und anzugehen.
Eigentlich würden in in den nächsten Wochen bei der Caritas-Sommersammlung vielerorts ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der Caritas-Konferenzen Hausbesuche machen und für Menschen in Notsituationen sammeln.
Eigentlich …
Doch in dieser Zeit sind neue Wege gefragt, die sich teils nur mühsam erschließen und nach meiner Meinung auch nicht immer befriedigend zum Ziel führen; denn konkrete menschliche Begegnung ist in manchen Lebenssituationen durch nichts zu ersetzen. Und doch ist es wichtig und lohnend diese neuen Wege zu gehen.
So finden z.B. Beratung und Unterstützung telefonisch und digital statt und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Regelungen eingeschränkt auch wieder persönlich. Die Beratungsanfragen sind vielfältig wie immer und doch sind auch „corona-spezifische“ Problemlagen hinzugekommen, wie z.B. Verzweiflung durch neue finanzielle Not und vermehrte Konflikte in Familien mit beengtem Wohnraum.
Telefon und Mail ersetzen die Teamsitzungen und Konferenzen, was das Treffen von Absprachen und das Initiieren und Umsetzen von neuen Ideen nicht immer leicht macht. Doch auch mit Hilfe neuer Ehrenamtlicher wurden Angebote wie Einkaufshilfen, das Nähen von „Alltagsmasken“ und das Initiieren von Patenschaften geschaffen und Hilfen wie diese mit anderen Gruppen und Vereinen vernetzt.
Die diesjährige Caritas- Sommersammlung wird in der Regel nicht in Form der klassischen Hausbesuche stattfinden, sondern auch in unserem Dekanat auf unterschiedliche Art und Weise. Manche Caritas-Konferenzen verteilen Info-Flyer in den Briefkästen und in Kirchen sowie an ausgewählten öffentlichen Orten, andere organisieren „Fensterbesuche“ um auf Abstand ins Gespräch zu kommen.
Ich bin für dich da – viele Menschen versuchen in dieser Zeit den caritativen Grundgedanken, der jeden als Christ betrifft und anspricht, ein Stück weit zu leben. Für uns Christen ist die Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu uns Menschen Handlungsgrund unserem Nächsten ebenfalls liebevoll und barmherzig zu begegnen. Gott sagt uns zu, für uns da zu sein; dies wurde mir in den Tagen um Fronleichnam nochmal besonders deutlich. Fronleichnam tragen wir die Hostie, in der wir Jesus anwesend sehen, zu unseren Häusern und Alltagsplätzen. Da wo unser Alltag „passiert“, ist Jesus uns nah. Ich wünsche mir für mich und viele andere den Blick für einen Menschen, der das „Ich bin für dich da“ ganz aktuell braucht.
Elke Hippler, Mitarbeiterin des Caritasverbandes Olpe