Gedanken zum Tag – 10. Juni 2020, Mitt­woch der 10. Woche im Jahreskreis

10. Juni 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

heute ein geist­li­cher Text von Johannes Bours (1913–1988), der jahr­zehn­te­lang Spiri­tual am Pries­ter­se­minar in Münster war.

„Was geschieht im Beten ? Ich bringe mein Leben vertrauend zur Sprache vor Gott; vor den Gott, den Jesus uns als guten, barm­her­zigen Vater geof­fen­bart hat. Das Leben stellt uns viele Fragen. Wir suchen im Gebet wenn nicht eine Antwort, so doch einen Weg, wie wir mit diesen Fragen leben können. Das Gebet hilft uns, die Ereig­nisse unseres Lebens trans­pa­rent auf Gott hin werden zu lassen. Aber dieses: die Welt auf Gott hin deuten, ist nicht nur eine Sache des Verstandes, es ist eine Sache des Sich­ein­las­sens ! Gott ist das Wort dafür, dass alles zuletzt auf einen Sinn zuläuft. Dieser Sinn aber ist, so haben wir bedacht, nicht eine „Welt­formel“, sondern ein Du. Jesus nennt es: Vater!

Wenn ich bete, suche ich danach – und erfahre es viel­leicht -, dass der tiefste Grund der Welt Sinn ist, Du ist, Liebe ist. Ich kann das, was in der Welt und in meinem Leben geschieht, oft über­haupt nicht mehr damit zusam­men­bringen, dass der tiefste Grund der Welt Liebe ist. Ich erlebe viel­mehr oft genug, dass durch die Schöp­fung ein tiefer Riss geht, der nicht zu heilen ist. Aber wenn ich bete, wenn ich mich vertrauend Gott lasse, kann ich die Erfah­rung machen, dass durch alles Uner­klär­bare, durch alles Unver­steh­bare dennoch etwas von diesem letzten und tiefsten Vertrau­ens­grund durchscheint.“

Aus: Bode, Franz-Josef: Zeit mit Gott. Ein Stun­den­buch II. Stutt­gart, 2008. S. 116/117.

Pace e bene

Michael Kamm­radt

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