Kennen Sie Niels Stensen? Oder haben Sie den Namen schon mal irgendwo gehört?
Nein, es handelt sich nicht um einen schwedischen Fernsehmoderator; er ist auch kein norwegischer Polarforscher. Aber sein Leben und das, was er zu seiner Zeit geleistet hat, finde ich faszinierend.
Niels Stensen war Arzt und Wissenschaftler. Einer, den wir in dieser Pandemie sicher gut hätten gebrauchen können. Denn er war ein Mann für schwierige Aufgaben. Vielleicht hätte er heute an einem Impfstoff gegen Covid-19 mitgearbeitet.
Niels Stensen wurde 1638 in Kopenhagen geboren und lutherisch getauft, ging dort zur Schule und studierte Medizin. Noch vor seiner Promotion entdeckte er, dass das Herz ein Muskel ist — eine bahnbrechende Erkenntnis. In Amsterdam entdeckte er 1660 den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse. Er wirkte als Arzt und Forscher in Leiden und Paris und wurde in ganz Europa bekannt als Entdecker und bedeutender Wissenschaftler in den Fachgebieten Anatomie, Geologie, Paläontologie und Gesteinskunde. Die Wissenschaft war aber nur die eine Seite Stensens. Er war ein tiefgläubiger Mensch und aufgeschlossen für die Theologie. 1667 konvertierte er in Florenz zur katholischen Kirche. Vom Heiler des Körpers wurde Niels Stensen zum Heiler der Seele. 1675 bat er um die Priesterweihe und wurde schon zwei Jahre später Bischof. Als “Apostolischer Vikar in den nordischen Missionen“ war er zuständig für Nordwestdeutschland, Dänemark und Norwegen.
1679 wechselte er als Weihbischof nach Münster. Er lebte bescheiden und kümmerte sich um die Armen. Weil er die im Vorfeld von Bischofswahlen damals üblichen Bestechungen und Wahlkapitulationen kritisierte, musste er Münster verlassen. Nach einer Zwischenstation in Hamburg ging er nach Schwerin, wo er 1686 im Alter von 48 Jahren starb. Seine letzte Ruhestätte ist in Florenz.
Niels Stensen wird lange vergessen. Erst in unserer Zeit entdeckt die Kirche den Arzt und Theologen wieder, der Wissenschaft, Seelsorge und den ökumenischen Gedanken in seiner Person verbindet. 1988 spricht Papst Johannes Paul II. den nordischen Christen selig.
Das Bistum Osnabrück widmete ihm ein Lied des gläubigen Vertrauens nach seinen eigenen Worten im dortigen Gotteslob. Ich finde, es passt sehr gut in unsere derzeitige Situation.
Es wird gesungen auf die Melodie: „Kündet allen in der Not“ (Gotteslob Nr. 221).
Da in unseren Gottesdiensten momentan aus Sicherheitsgründen nicht gesungen werden darf, ist es vielleicht eine schöne Idee, es zuhause mal auszuprobieren.
Gerlind Kaptain
Das Niels-Stensen-Lied
1. War der Weg auch unbekannt,
Herr, Du hast uns treu geleitet.
Zeig dem Herzen und Verstand,
wie Dein Plan vor uns sich breitet.
Lass uns folgen Deinem Pfad, Deiner Gnad.
2. Schön ist, was auf dieser Erd‘
unser Auge darf erschauen.
Schöneres der Mensch erfährt,
kann er auf Erforschtes bauen.
Doch das Schönste uns erweist,
Herr, Dein Geist.
3. Wirke, Herr, durch Deine Kraft,
dass wir zueinander finden!
Lass uns das, was Trennung schafft,
neu in Liebe überwinden!
Lass uns eins sein heut und hier,
eins in dir.
4. Unser Weg, Herr Jesus Christ,
führt zu dir, auch im Versagen.
Sinn und Ziel der Sehnsucht bist
Du allein in unseren Tagen.
Werd uns Retter immer mehr,
Gott und Herr!
Text: Renate Krüger 1984
Herausgeber: Bischöfliches Generalvikariat, Osnabrück