Gedanken zum Tag – 08. Juni 2020, Montag der 10. Woche im Jahreskreis

8. Juni 2020

Kennen Sie Niels Stensen? Oder haben Sie den Namen schon mal irgendwo gehört?

Nein, es handelt sich nicht um einen schwe­di­schen Fern­seh­mo­de­rator; er ist auch kein norwe­gi­scher Polar­for­scher. Aber sein Leben und das, was er zu seiner Zeit geleistet hat, finde ich faszinierend.

Niels Stensen war Arzt und Wissen­schaftler. Einer, den wir in dieser Pandemie sicher gut hätten gebrau­chen können. Denn er war ein Mann für schwie­rige Aufgaben. Viel­leicht hätte er heute an einem Impf­stoff gegen Covid-19 mitgearbeitet.

Niels Stensen wurde 1638 in Kopen­hagen geboren und luthe­risch getauft, ging dort zur Schule und studierte Medizin. Noch vor seiner Promo­tion entdeckte er, dass das Herz ein Muskel ist — eine bahn­bre­chende Erkenntnis. In Amsterdam entdeckte er 1660 den Ausfüh­rungs­gang der Ohrspei­chel­drüse. Er wirkte als Arzt und Forscher in Leiden und Paris und wurde in ganz Europa bekannt als Entde­cker und bedeu­tender Wissen­schaftler in den Fach­ge­bieten Anatomie, Geologie, Palä­on­to­logie und Gesteins­kunde. Die Wissen­schaft war aber nur die eine Seite Sten­sens. Er war ein tief­gläu­biger Mensch und aufge­schlossen für die Theo­logie. 1667 konver­tierte er in Florenz zur katho­li­schen Kirche. Vom Heiler des Körpers wurde Niels Stensen zum Heiler der Seele. 1675 bat er um die Pries­ter­weihe und wurde schon zwei Jahre später Bischof. Als “Apos­to­li­scher Vikar in den nordi­schen Missionen“ war er zuständig für Nord­west­deutsch­land, Däne­mark und Norwegen.

1679 wech­selte er als Weih­bi­schof nach Münster. Er lebte bescheiden und kümmerte sich um die Armen. Weil er die im Vorfeld von Bischofs­wahlen damals übli­chen Bestechungen und Wahl­ka­pi­tu­la­tionen kriti­sierte, musste er Münster verlassen. Nach einer Zwischen­sta­tion in Hamburg ging er nach Schwerin, wo er 1686 im Alter von 48 Jahren starb. Seine letzte Ruhe­stätte ist in Florenz.

Niels Stensen wird lange vergessen. Erst in unserer Zeit entdeckt die Kirche den Arzt und Theo­logen wieder, der Wissen­schaft, Seel­sorge und den ökume­ni­schen Gedanken in seiner Person verbindet. 1988 spricht Papst Johannes Paul II. den nordi­schen Christen selig.

Das Bistum Osna­brück widmete ihm ein Lied des gläu­bigen Vertrauens nach seinen eigenen Worten im dortigen Gotteslob. Ich finde, es passt sehr gut in unsere derzei­tige Situation.
Es wird gesungen auf die Melodie: „Kündet allen in der Not“ (Gotteslob Nr. 221).

Da in unseren Gottes­diensten momentan aus Sicher­heits­gründen nicht gesungen werden darf, ist es viel­leicht eine schöne Idee, es zuhause mal auszuprobieren.

Gerlind Kaptain

 

Das Niels-Stensen-Lied

1. War der Weg auch unbekannt,
Herr, Du hast uns treu geleitet.
Zeig dem Herzen und Verstand,
wie Dein Plan vor uns sich breitet.
Lass uns folgen Deinem Pfad, Deiner Gnad.

2. Schön ist, was auf dieser Erd‘
unser Auge darf erschauen.
Schö­neres der Mensch erfährt,
kann er auf Erforschtes bauen.
Doch das Schönste uns erweist,
Herr, Dein Geist.

3. Wirke, Herr, durch Deine Kraft,
dass wir zuein­ander finden!
Lass uns das, was Tren­nung schafft,
neu in Liebe überwinden!
Lass uns eins sein heut und hier,
eins in dir.

4. Unser Weg, Herr Jesus Christ,
führt zu dir, auch im Versagen.
Sinn und Ziel der Sehn­sucht bist
Du allein in unseren Tagen.
Werd uns Retter immer mehr,
Gott und Herr!

Text: Renate Krüger 1984
Heraus­geber: Bischöf­li­ches Gene­ral­vi­ka­riat, Osnabrück

 

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