Würdige Alter­na­tive zur Pfingst­pro­zes­sion entwickelt

mari   Da auch die tradi­tio­nelle Pfingst­pro­zes­sion durch die Auflagen zur Corona-Pandemie ausfallen musste, haben sich die Dörfer Altenkle­us­heim und Neuenkle­us­heim eine würdige und schöne Alter­na­tive überlegt.

Die Mitglieder der Gemein­de­aus­schüsse hatten am Kreuz an der Lehm­kuhle in Neuenkle­us­heim und am Kreuz auf der Kleus­heimer Höhe zwischen Neuenkle­us­heim und                        Altenkle­us­heim zwei Stationen gestaltet. So war es den Gläu­bigen möglich, bei den wunder­schönen sommer­li­chen Tempe­ra­turen unter Berück­sich­ti­gung der gesetz­li­chen Corona-Rahmen­be­din­gungen die Örtlich­keiten im Zuge einer Wande­rung zu besu­chen, um dort inne­zu­halten und zu beten.

Am Neuenkle­us­heimer Kreuz waren die Pilger, insbe­son­dere die Kinder, einge­laden, den aus bunten Blumen gelegten Boden­tep­pich mit einer Sonne zu schmü­cken. Sie bestand aus Steinen, die vorher Zuhause mit gelber Farbe bemalt wurden. Das ergab ein wunder­schönes Bild unter dem strah­lend blauen Himmel. Ebenso durfte sich jeder Impulse zum Pfingst­fest und einen Hoff­nungs­stein mitnehmen. Diese wurden von einem Mitglied aus dem Neuenkle­us­heimer Gemein­de­aus­schuss kreativ bemalt.

Auch die Station am Altenkle­us­heimer Kreuz war fest­lich herge­richtet. Auf dem mit Fahnen umsäumten Weg zum Kreuz, unter dem ein Altar aufge­stellt war, hatten die  Gemein­de­aus­schuss­mit­glieder ein Kreuz und aus Blumen ein Pfingst­motiv ange­bracht. Ausge­legt und an Bäumen ange­bracht waren Bitten um den Segen des Heiligen Geistes, das Glau­bens­be­kenntnis und die Geschichte der Pfingsttaube.

Als Mitbringsel gab es einen „Begleiter“. Die auf einem Murmel­stein abge­bil­deten Wander­schuhe symbo­li­sierten, dass sich die Gläu­bigen an dem außer­ge­wöhn­li­chen Pfingst­fest ohne die beliebte Prozes­sion trotzdem auf den Weg gemacht haben, um die Geburt der Kirche zu feiern.

Unter Einhal­tung der gesetz­li­chen Vorgaben wurde am Pfingst­montag bei wunder­schönem Wetter eine Pfingst­messe unter freiem Himmel vor der Kirche in Neuenkle­us­heim gefeiert, die von Pfarrer Clemens Stei­ling feier­lich zele­briert wurde. Rund um die Kirche hatten sich zahl­reiche Gläu­bige einge­funden. „Ich freue mich, dass wir den Pfingsttag mit seinem beson­deren Flair in dieser Form doch noch feiern können“, sagte der leitende Pfarrer des Pasto­ral­ver­bunds Olpe. Er hob hervor, dass die Orga­ni­sa­tion der Aktionen durch die Gemein­de­aus­schüsse mit Begeis­te­rung zu tun habe. Wie auch der Heilige Geist die Jünger Jesus für die Botschaft Christi begeis­tert habe.

Eine fest­liche Umrah­mung des Gottes­dienstes lieferte der Musik­verein Neuenkle­us­heim. Am frühen Morgen und nach der Messe wurden, wie jedes Jahr aus Anlass der Prozes­sion, Böller­schüsse abge­feuert. Das Aller­hei­ligste wurde bis zum frühen Abend in der Kirche zur Anbe­tung ausge­setzt, die unter Berück­sich­ti­gung des Mindest­ab­standes im Vorraum der Kirche erfolgen konnte. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir eine Alter­na­tive zur Prozes­sion anbieten können, die eine sehr lange Tradi­tion hat. Sie wäre in diesem Jahr zum 303. Mal ausge­zogen“, sagte Rebecca Köster vom Neuenkle­us­heimer Gemein­de­aus­schuss im Gespräch mit der SZ.

Die Pfingst­pro­zes­sion ist wahr­lich eine gelebte Tradi­tion. Sie wurde im Jahr 1717 von den Bewoh­nern der drei Dörfer des Kirch­spiels Kleus­heims ins Leben gerufen, nachdem sich die Gläu­bigen im Jahr 1715 nach jahre­langem Kampf von der Mutter­kirche in Olpe getrennt hatten. 1868 wurde ihre ursprüng­liche Form geän­dert. Der Umgang führt seither im Wechsel ab der früheren Pfarrei Neuenkle­us­heim nach Altenkle­us­heim und Rehring­hausen. Dort treffen sich die Gläu­bigen zum Früh­stück und pilgern danach nach Neuenkle­us­heim zurück. Selbst das Verbot der NS-Schre­ckens­herr­schaft sowie der Kultur­kampf unter Bismarck konnten die Gläu­bigen nicht von der Prozes­sion abhalten. Der kleine und geheime Umgang führte um die Kirche in Neuenkleusheim.

Wie bedeutsam die Drei-Dörfer-Prozes­sion für die Gläu­bigen ist, machte Erzbi­schof Hans-Josef Becker vor drei Jahren beim 300-jährigen Jubi­läum deut­lich. Er hob hervor, dass sein Besuch für ihn eine stär­kende und posi­tive Glau­bens­er­fah­rung sei, da noch immer viele Menschen für das Gelingen und Hoch­halten dieses Fest­tages sorgen.

Durch die Ideen und das Enga­ge­ment der Gemein­de­aus­schüsse hatte der Festtag trotz der Corona-Krise auch in diesem Jahr einen beson­deren Wert. An den Stationen und in der Pfingst­messe wurden die Gläu­bigen durch die Impulse und Gebete erinnert
an die Herab­kunft des Heiligen Geistes. Nach der Legende erhellte er 50 Tage nach der Wieder­auf­er­ste­hung Jesus Christi die Jünger Jesu, die dann in mehreren Spra­chen die frohe Botschaft unter die Völker brachten. Deshalb gilt Pfingsten als Geburt der Kirche. Der Name kommt aus dem Altgrie­chi­schen und bedeutet fünf­zigster Tag. Pfingsten wird abhängig vom
Oster­sonntag genau 49 Tage danach, also am 50. Tag des Oster­festes, gefeiert.

Text und Fotos: Artikel aus Siegener Zeitung vom 2. Juni 2020

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