„Ist der Corona immer noch da?“ So fragte kürzlich ein Vierjähriger seinen Vater.
Ich musste schmunzeln, als ich das hörte, doch diese Frage zeigte mir,wie sehr dieser Begriff mittlerweile in all unseren Köpfen zu finden ist, und die verschiedensten Empfindungen machen sich bemerkbar.
Nichts ist mehr so, wie es einmal war.
- Auch ich spüre die Auswirkungen der Isolation,
- Ich bin traurig über die vielen fehlenden Kontakte und durchkreuzten Pläne.
- Ich habe viel Zeit zum Nachdenken.
- Ich bewundere den unglaublichen Einsatz der Pflegenden , der Ärzte und all derer, die
in diesen Tagen für unsere Gesellschaft die Stellung halten, die durch viele tolle Ideen
Freude und Aufmerksamkeiten schenken.
Aber dabei bleibt es nicht. Als Mitarbeiterin der ehrenamtlichen Caritaskonferenz drängen sich mir noch andere Gedanken auf, die mich besonders berühren und unruhig sein lassen: Ich erfahre von der Verzweiflung , weil die Miete nicht mehr bezahlt werden kann, ich höre von der Traurigkeit vieler Senioren und Kranken, die nicht besucht werden konnten. Ich denke an die Familien mit Kindern in zu engen Wohnungen, in denen zu wenig Bewegungsspielraum ist. Knappe Altersrenten bringen viele Menschen in Bedrängnis . Mir stehen die Flüchtlinge in den Notunterkünften vor Augen ‚die dringend Unterstützung brauchen.….
Angesichts all dieser Nöte befällt mich ein Gefühl der Ohnmacht und macht mich unruhig. Per Telefon versuche ich einige Dinge zu erledigen, aber es ist und bleibt ein „Trostpflaster“,denn der persönliche Kontakt ist nicht zu ersetzen. Gerade jetzt aber sind auch „Trostpflaster“ wichtig. Viele wissen das und lassen sich etwas einfallen.
Ich hoffe sehr, dass bald eine Änderung der Situation ohne Gefährdung möglich wird: Ich hoffe ‚dass bald aus Einsamkeit wieder Nähe, dass aus Traurigkeit wieder Zuversicht und aus Unsicherheit wieder Geborgenheit wird. Ein wenig Normalität wünschen wir uns alle.
Marie-Luise Hesse