„Manchmal könnte ich heulen!“ Ja, ich bin ganz ehrlich — in zehn Wochen Homeoffice gemeinsam mit drei Teenagern im Homeschooling, habe ich diesen Satz öfter gedacht, manchmal gesagt und es auch mal getan.
Für mich liegen die Gründe dafür in vielen, kleinen Dingen.
Manchmal beginnt der Tag schon schlecht, wenn ich mich selbst nicht gut motivieren kann, meine Büroarbeit zu erledigen; schließlich sehe ich die all die Dinge, die stattdessen im Haus erledigt werden müssten. Leider warten auch keine Kollegen auf mich.
Manchmal ist es auch schwierig, für Teenager einen Schulmorgen zu Hause zu gestalten, der sich halbwegs an üblichen Schulzeiten orientiert.
Manchmal sind es auch Dinge wie das nicht funktionierende WLAN, das dann sowohl meine Arbeit erschwert, aber auch die Kinder an der Erledigung ihrer Schulaufgaben hindert.
Manchmal mache ich mir Sorgen über die Kinder, die viel Zeit vor den sogenannten mobilen Endgeräten verbringen, anstatt wie sonst zur Musikschule oder zum Sport zu gehen. Auch ärgere ich mich über Whatsapp Anrufe, die ein richtiges Treffen ersetzen sollen.
Manchmal ist es auch die Tatsache, dass ich so viel Zeit zu Hause verbringe, so wenige Termine und soziale Kontakte habe.
Sorgen machen mir aber auch Dinge wie die verschobene Firmung unserer fünfzehnjährigen Tochter, das abgesagt KJG Zeltlager, Gottesdienste, die lange nicht stattfinden durften und nun ohne Messdiener auskommen müssen, der Frühschoppen an Fronleichnam, welcher sicherlich ausfallen muss, die Muggelkirmes als Großveranstaltung und die große Romfahrt der Franziskusschule, die in Frage steht. Alles Gelegenheiten, bei denen unsere Kinder Kirche, Glaube und Gemeinschaft erleben können und die für sie häufig viel ansprechender sind als der nicht immer beliebte Sonntagsgottesdienst.
Ja, das sind einige Dinge, über die ich mich in diesen Zeiten ärgere und sorge. Diese führen dann dazu, dass ich manchmal heulen könnte.
„Man muss sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, immer wieder hindurchfinden zu den großen Gedanken, die einen stärken“,
so der Rat von Dietrich Bonhoeffer. Ich denke, die oben beschriebenen vielen kleinen, ärgerlichen Gedanken können viele von Ihnen so oder so ähnlich nachvollziehen und sie haben sicherlich ihre Berechtigung. Die Frage ist nur, wieviel Raum wir ihnen geben, wie sehr sie unseren Alltag noch schwieriger machen als er im Moment sowieso schon ist, und wie sehr sie Macht über uns haben.
Aber was sind denn in diesen Zeiten die großen Gedanken, die uns stärken können? Folgende Fragen können helfen, diese großen Gedanken zu ergründen und zu benennen: Worüber kann ich echte Freude empfinden? Was sind die positiven Effekte der Krise für unser Familienleben? Was gibt mir Kraft in dieser schwierigen Zeit?
Ich komme dann schnell auf Antworten wie Familie und Freunde, Erinnerungen an schöne Zeiten, Hoffnung auf das, was noch kommt, positive Veränderungen, die die Krise bewirkt und mein Glaube und Gottvertrauen.
Vielleicht probieren wir es mal aus und folgen dem Rat von Dietrich Bonhoeffer!
Sabine Epe