Gedanken zum Tag – 23. Mai 2020, Samstag der sechsten Osterwoche

23. Mai 2020

Eigent­lich …

Eigent­lich wäre ich jetzt in Austra­lien bei meinem jüngsten Sohn und seiner Familie. Vier Wochen Aufent­halt waren vorge­sehen. Lange hatte ich darauf hinge­ar­beitet, geplant und orga­ni­siert, was nötig war.

Für meine Frau stand in dieser Zeit ein Kurz­zeit­pfle­ge­platz bereit, ich hatte den Flug gebucht und mit meinem Sohn und seiner Familie so einige Pläne geschmiedet. Wir wollten dort meinen Geburtstag feiern, den ersten Geburtstag unserer Enkel­tochter, die im letzten Jahr dort geboren wurde, und unseres Enkels, der in wenigen Tagen vier Jahre alt wird. Darüber hinaus gab es natür­lich etliche Ausflugs­ziele, die wir in der näheren und weiteren Umge­bung im land­schaft­lich schönen Austra­lien anstrebten.

Die derzei­tige Pandemie machte nun all diese Pläne zunichte. Auszeit und Wieder­se­hens­freude passé. Und ich gebe ganz ehrlich zu, als der Tag meiner Abreise da war, habe ich einige Tränen verdrü­cken müssen.

Sie, liebe Lese­rinnen und Leser, Sie werden von Beispielen anderer Art erzählen können, Gege­ben­heiten, bei denen Sie sich haben sagen müssen, ja, eigent­lich … Und die mögen viel weit­rei­chender und tief­grei­fender sein als das, was ich gerade erlebe.

Von Anspan­nungen und Über­span­nungen im beruf­li­chen und fami­liären Alltag wird mancher erzählen können. Zerschla­gene Pläne, Quaran­täne, Verluste, Verlet­zungen und Enttäu­schungen, die Sie ins Mark getroffen haben – mit mögli­cher­weise noch weit­rei­chenden Folgen.

Ja, eigent­lich, dieses Wort­spiel erlebt mancher von uns derzeit sicher­lich als Verlust­er­fah­rung. Und das darf auch so sein, weil es schmerz­liche Realität ist. Dennoch bin ich sehr zuver­sicht­lich, dass wir wieder besseren Zeiten entgegen sehen dürfen, auch wenn uns bei der so sicher geglaubten Alltags­nor­ma­lität die Augen auf eine Weise geöffnet wurden, wie es wohl kaum einer für möglich gehalten hat.

Viel­leicht lernen wir dann auch wieder etwas mehr die Kost­bar­keit so mancher Augen­blicke, Stunden und Tage zu schätzen, die jedem von uns geschenkt sind. Einfach so. Und viel­leicht entde­cken wir dann auch wieder neu, was das eigent­lich Wich­tige in unserem Leben ist.

Josef Weil

 

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