Liebe Leserinnen und Leser,
der Auftakt in die Heilige Woche am Palmsonntag ist in unserer Liturgie erfahrungsgemäß nicht nur feierlich, sondern dramatisch. Er bewegt sich zwischen zwei euphorischen Rufen der Menschen in Jerusalem. Beim Ankommen Jesu riefen die Leute:
„Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!“ (Evangelium zur Weihe der Zweige)
Und nur wenige Tage später schrien sie: „Ans Kreuz mit ihm!“ (Passion)
Diese Evangelien hinterlassen in jedem Jahr Betroffenheit und auch Irritation. Wie kann man nur! Erst wird gejubelt, dann mit Worten getötet.
„Man“ kann, wir können. Im Alltag erleben wir doch auch immer wieder solche Situationen, in der Gesellschaft, in der Politik, in der Kirche, in unseren Familien und auch in uns selbst. Wir küren Menschen, von denen wir viel erwarten, schnell zu „Heilsbringern“ und jubeln ihnen zu. Wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden, lassen wir sie oft nicht nur fallen, sondern wollen sie loswerden.
Ich vermute, dass wir alle uns an solche Situationen erinnern.
Aber bei Jesus war es dann doch überraschend anders. Von ihm können wir die Hoffnung lernen, dass mit der Passion nicht alles vorbei ist. Dass die Passion der Beginn des Weges zur Auferstehung von den Toten, der Weg zum Osterfest ist.
Auch in unserer jetzigen Situation werden uns viele Heilsversprechen gemacht. Vertrauen wir darauf, dass auch nach dieser sehr beunruhigenden und für viele von uns dunklen Karwoche, das Osterlicht angezündet werden wird.
„Im Kreuz ist Heil“, beten wir oft während der Karwoche. Vielleicht tut es uns gut, ganz bewusst neben dem Kreuz schon jetzt eine Kerze anzuzünden. Kreuz und Kerze, vielleicht noch dazu ein Palmzweig, können uns Licht auf dem Weg durch den Alltag in dieser so herausfordernden Zeit geben.
Ich sage es ganz bewusst und auch im Namen unserer Schwestern:
„Verbunden im Gebet – Der Herr segne und behüte Sie!“
Sr. Magdalena Krol OSF