Gedanken zum Tag – 03. April 2020, Freitag der fünfen Fastenwoche

3. Apr. 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

Rochus zeigt gern Bein. Der Heilige Rochus zeigt gern sein Bein. Auf vielen Bildern, die ihn zeigen oder bei Figuren, die ihn darstellen, lupft er sein Bein­kleid. Zum Vorschein kommen so die Pest­beulen an seinen Beinen. Über den Heiligen Rochus, der im 13. und 14. Jahr­hun­dert in Frank­reich und in Italien gelebt hat, wird erzählt, dass er sich bei einer Wall­fahrt nach Rom, als er unter­wegs Menschen gepflegt hat, die an der Pest erkrankt waren, selbst infi­ziert hat. Sein selbst­loser Einsatz wurde ihm zum Verhängnis. Er verstarb an der Pest. So wurde er zu dem „Pest-Heiligen“ schlechthin. In Pest- und Seuchen­zeiten riefen ihn die Menschen, um Schutz und Hilfe an – auch bei uns in Olpe. Die Rochus­ka­pelle unter­halb des Fried­hofs legt davon Zeugnis ab. Bis zum Schutz­gitter ist sie tags­über geöffnet und lädt zu Gebet und stiller Betrach­tung ein.

Rochus zeigt Bein. Er macht sichtbar, wohin ein selbst­loser Einsatz an den Kranken führen kann. In diesen Tagen setzen sich Menschen, die in Kran­ken­häu­sern, in Arzt­praxen, in Apotheken sowie in Senioren- und Pfle­ge­ein­rich­tungen arbeiten, größter Gefahr aus, wenn sie sich den Kranken, Alten und Hilfs­be­dürf­tigen annehmen. Nehmen wir sie ganz beson­ders mit in unser Gebet. Die Erzäh­lung über die Lebens­ge­schichte des Heiligen Rochus ist alt und nicht frei von Legen­den­bil­dung. Gleich­wohl ist sie derzeit, völlig uner­wartet, sehr aktuell.

Rochus zeigt Bein. Mal den unwahr­schein­li­chen Fall ange­nommen, dass wir eines Tages in Bildern gemalt oder als Figuren darge­stellt würden, die uns z. Zt. der Coro­na­krise 2020 zeigen. Was wäre zu sehen ? Menschen mit einem Mund­schutz, um darzu­stellen, dass wir uns darum bemüht haben, andere Menschen nicht zu gefährden ? Menschen mit einem Smart­phone in der Hand, um zeigen, dass wir mit Hilfe des Inter­nets versucht haben, dass alltäg­liche Leben aufrecht­zu­er­halten und soziale Kontakte zu pflegen ? Schön wäre es, wenn es später Darstel­lungen und Bilder gäbe, die Frauen und Männer im Arzt­kittel, als Pfle­gende oder als Forschende für einen Impf­stoff zeigen würden. Auch Bilder und Darstel­lungen, die Menschen als Super­markt­kas­sie­re­rinnen oder als LKW-Fahrern iden­ti­fi­zieren hätten was. Was unsere Nach­kommen aber gewiss nicht sehen möchten, sind Abbil­dungen von Menschen mit mehreren Packungen Toilet­ten­pa­pier in der Hand.

Pace e bene
Michael Kammradt

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