Einen Familiengottesdienst zum Thema „Frieden und Versöhnung“ wollten wir morgen, am 5. Fastensonntag mit den 113 Erstkommunionkindern unseres Pastoralverbundes und ihren Familien feiern. Die Kinder haben Friedenstauben gebastelt und beschriftet, die anschließend als „Friedensgruß“ mit Luftballons in den Himmel steigen sollten. Leider ist das nun aufgrund der Corona-Krise nicht möglich.
Frieden … — die Situation, die wir gerade erleben, ist alles andere als friedlich. Doch nicht der Krieg, sondern der Frieden ist diesmal der Begünstiger einer viralen Explosion. Gerade dort, wo Nähe geschieht, wo Menschen sich friedlich treffen, miteinander reden, lachen, feiern, ist die Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken, am größten.
Die Konsequenz: Kontaktverbot. Das stört meinen inneren Frieden, macht mich unruhig, engt mich ein. Und doch weiß ich: Ich bin nicht allein auf diesem Weg. Wir können seit Beginn der Corona-Krise eine Fülle beeindruckender Beispiele dafür erleben, wie Menschen, das, was sie dabeihaben auf diesem Weg, mit anderen teilen. Wie sie füreinander da sind, Informationen weitergeben, musizieren, kommunizieren, ermutigen, trösten, ermahnen und Orientierung geben. Alles Beispiele für echte, füreinander sorgende, solidarische Weggemeinschaften.
Es ist eine weltweite Weggemeinschaft, auch das wird in diesen Tagen deutlich. Trotz Schließung der Grenzen nehmen Menschen weltweit aneinander Anteil, beobachten und ermutigen einander, setzen Zeichen der Solidarität. In der Corona-Krise können wir uns als weltweite Gemeinschaft von Menschen erleben, die gemeinsam einen schweren Weg zurücklegen muss und sich dabei gegenseitig stärkt.
Wir finden neue Formen der „Berührungen“. Formen, uns nahe zu sein, ohne uns zu gefährden: Konzerte im Internet oder auf den Balkonen, musikalische Flashmobs, gemeinsames Beten, Kerzen entzünden, Briefe schreiben, digitale Gottesdienste mitfeiern und vieles mehr.
Gemeinsam unterwegs. Weggemeinschaft. Pilgerndes Gottesvolk, wenn man es theologisch formulieren möchte. Eine Erfahrung hat das biblische Gottesvolk immer gemacht, sie kann uns auch heute begleiten. Die Erfahrung, dass über einer sorgenden Weggemeinschaft der Segen Gottes liegt. Dass Gott selbst mitgeht auf einem solchen Weg und das Seine dazu beiträgt, dass die Kraft nicht ausgeht und uns der Mut nicht verlässt.
Gerlind Kaptain