Zwei notwendige Transformationen
Was bleibt im Rückblick auf das vergangene Jahr im Pastoralen Raum Olpe-Drolshagen? In meiner Wahrnehmung ist es vor allem der eingeleitete Transformationsprozess im Erzbistum Paderborn. Er ist eine notwendige Antwort auf Entwicklungen, die nicht zu übersehen sind: weniger Gläubige, weniger Priester, geringere finanzielle Mittel. Auch bei uns vor Ort wird sich Kirche verändern müssen, um unter diesen Bedingungen handlungsfähig zu bleiben.
Ein wesentlicher Teil dieses Prozesses betrifft die Transformation von Verwaltung und Strukturen. Dazu gehören die Neuordnung pastoraler Räume, veränderte Zuständigkeiten und möglicherweise auch Kirchenschließungen. Das ist schmerzhaft, weil Vertrautes verloren geht. Zugleich geht es hier um organisatorische Entscheidungen, die erforderlich sind, um Seelsorge auch künftig verlässlich zu ermöglichen – auch im Pastoralen Raum Olpe-Drolshagen.
Daneben ist im Transformationsprozess ausdrücklich von einer pastoral-inhaltlichen und geistlichen Erneuerung die Rede. Dass eine solche Erneuerung notwendig ist, steht außer Frage. In Deutschland setzen jedoch einige Menschen große Hoffnungen auf Reformprozesse und den Synodalen Weg. Dass dieser Ansatz kaum tragfähig sein würde, wurde früh vorhergesagt. Papst Franziskus warnte 2019 in seinem Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland, eine Kirche, die sich vor allem mit Strukturen, Machtfragen und Organisation beschäftige, verliere ihren missionarischen Auftrag aus dem Blick. Die Entwicklung der letzten Jahre scheint diese Sorge zu bestätigen: Messbare positive Effekte auf Kirchenbindung, Glaubenspraxis oder Berufungen sind ausgeblieben.
Gerade in Zeiten des Umbruchs braucht die Kirche daher eine geistliche Erneuerung, die nicht im Sinne des Synodalen Weges, sondern als Rückbesinnung auf den überlieferten Glauben der katholischen Kirche verstanden wird. Eine anziehende Kirche entsteht dort, wo Sakramente ernst genommen, Liturgie würdig gefeiert, Lehre nicht relativiert und Gemeinschaft aus dem Glauben heraus gelebt wird.
Auch sozialwissenschaftliche Beobachtungen stützen diese Einsicht. Rodney Stark, US-amerikanischer Religionssoziologe, weist darauf hin, dass religiöse Gemeinschaften dort besonders stabil und wirksam sind, wo der Glaube verbindlich gelebt wird und auch etwas abverlangt – etwa Zeit, Engagement, innere Haltung oder Verzicht. Gemeinschaften hingegen, die kaum Anforderungen stellen, verlieren in der Regel an Kraft und Bindung.
Die entscheidende Frage für die Zukunft der Kirche – auch im Pastoralen Raum Olpe-Drolshagen – ist daher nicht, wie weit sie sich strukturell oder inhaltlich anpasst, sondern woraus sie sich erneuert: aus zeitgeistigen Erwartungen oder aus dem Glauben, der sie seit jeher trägt.
Lukas Wrede
(Mitglied im Gemeinderat Olpe)
Noch ein Hinweis in eigener Sache:
Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch solche Gedanken über das Leben oder über irgendetwas anderes haben, schreiben Sie es auf und schicken es uns. Wir freuen uns über jeden Beitrag! Falls Sie in Ihrem Beitrag (ausnahmsweise!) fremde Texte/Textteile verwenden, beachten Sie bitte UNBEDINGT die Urheberrechte.
Sie können uns schreiben unter gedankenzumtag@gmx.de .



